Beim Deutschlandstipendium an der LMU handelt es sich nicht wie bei vielen anderen Stipendienprogrammen um eine Elitenförderung. Bei der Stipendienvergabe zählen neben den Studienleistungen auch die Überwindung besonderer Hürden im Lebenslauf. Dazu gehören Krankheiten, Behinderungen und die Betreuung pflegebedürftiger Angehöriger oder Kinder. Unter den seit 2011 geförderten Stipendiatinnen und Stipendiaten sind echte Kämpfernaturen, die trotz Rückschläge und vermeintlicher Ausweglosigkeit nie aufgegeben haben.
Besonders anschaulich beweist das Caroline Schambeck, die an der unheilbaren Erbkrankheit Mukoviszidose leidet. Ihre Lunge ist so stark angegriffen, dass sie zum Sport und zum Schlafen immer zusätzlich Sauerstoff benötigt. Vorlesungen besuchen und U-Bahn fahren waren für sie schon in Nicht-Corona-Zeiten lebensgefährlich. Doch Schambecks Wunsch zu studieren war größer als das Risiko. 2012 begann sie, an der LMU Geowissenschaften zu studieren. Auch um anderen zu zeigen: Sie hat die Krankheit im Griff – nicht umgekehrt. Ihre Miete finanziert sie über das Deutschlandstipendium.
Eine Kämpferin ist auch Marlia I Gusti Bagus. Sie wuchs in einer Sozialbausiedlung auf, die alleinerziehende Mutter war nicht in der Lage, ihr Bildung zu vermitteln. Doch Bagus träumte schon in der Grundschule vom Gymnasium und kämpfte sich ganz allein nach oben. Inzwischen studiert sie dank der finanziellen Unterstützung des Deutschlandstipendiums an der LMU Neurowissenschaften. 2019 veröffentlichte sie ihr erstes Paper als Erstautorin, seit 2020 absolviert sie in München einen Master of Honor für Hochbegabte. Bagus hofft, dass ihre Geschichte Antrieb für andere junge Menschen aus schwierigen Verhältnissen ist.
Sagar Dhital ist in einem kleinen Dorf in Nepal aufgewachsen. Um zur Schule zu kommen, musste er vier Stunden laufen – ohne Schuhe. Die Sterblichkeit in seiner Gemeinde ist groß, drei seiner sieben Geschwister waren bereits gestorben. Also lernte Dhital so lang und hart, bis er 2015 an der LMU Medizin studieren konnte. Seine Eltern fragten ihn am Telefon immer, ob er ausreichend Hölzer gesammelt habe, um Reis kochen zu können. Seinen Lebensunterhalt finanzierte er über das Deutschlandstipendium. Nach dem Studium will er in seiner Heimat ein Krankenhaus bauen und den Menschen als Arzt helfen.
Auch Lukas Röll hat sein Schicksal stärker gemacht. Sein Kindheitstraum von einer Sportkarriere platze wegen eines Herzfehlers, bis heute muss er deswegen regelmäßig operiert werden. Doch er ließ sich davon nicht unterkriegen. Röll merkte, wie wichtig ein unterstützender Ansprechpartner in schwierigen Zeiten für Kinder und Jugendliche ist – und wurde selber einer. Seine Erfahrungen nutzt er, um an der LMU mit sportpsychologischen Methoden Therapien gegen Krankheiten wie Schizophrenie zu entwickeln. Die Förderung des Deutschlandstipendiums hat er komplett in Weiterbildungen investiert.