Vor 30 Jahren wurde an der LMU die Fachbibliothek für Psychologie und Pädagogik eröffnet. Damit begann die Ablösung der kleinteiligen Bibliotheksinfrastruktur mit zahlreichen, über das ganze Münchener Stadtgebiet verteilten Instituts- und Lehrstuhlbibliotheken. Das war ein wichtiger Schritt, denn Bibliotheken müssen als essenzieller Teil der Infrastruktur jeder Universität gut erreichbar und ausgestattet sein sowie adäquate Öffnungszeiten bieten. Mit ihrem begrenztem Angebot und ihren unzureichenden Zugangszeiten und Raumsituationen entsprachen die kleinen Bibliotheken längst nicht mehr den Bedürfnissen einer modernen und vor allem zunehmend interdisziplinär arbeitenden Wissenschaft. „Die LMU hat in den letzten Jahren viel investiert, um Fachbibliotheken zeitgemäß einzurichten oder neu zu bauen“, sagt Dr. Klaus-Rainer Brintzinger, Direktor der Universitätsbibliothek der LMU.
Mittlerweile gibt es an der LMU zwölf Fachbibliotheken, am 5. Oktober wurde mit der geowissenschaftlichen Bibliothek die 13. eröffnet.
Zudem haben gerade die Bauarbeiten am Philologicum begonnen, einem neuen Heim für die Fachbibliothek der Sprach- und Literaturwissenschaften.
Bibliotheken unterliegen auch heute einem stetigen Wandel. So wurde angesichts des Trends zur Digitalisierung von Büchern und Quellen sowie ihrer ortsunabhängigen Verfügbarkeit bereits der Abgesang auf die Bibliotheken angestimmt – die aber, allen Vorhersagen zum Trotz, steigende Nutzerzahlen verzeichnen: „Die neue, gestärkte Attraktivität der Bibliothek, mitten in einem Medienwandel vom Analogen zum Digitalen, scheint ja zunächst einmal wie ein Paradoxon,“ so Brintzinger. „Aber zugleich ist es auch unmittelbar einleuchtend. Mit dem Zeitenbruch, in dem wir uns befinden, wird der Bedarf an Bibliotheken nicht weniger, sondern nur anders: Sie erfahren eine neue Bedeutung als Ort.“ Gleichsam als Hort der Konzentration suchten die Studierenden einen Ort, wo sie mit anderen gemeinsam in gewisser Enthaltsamkeit lernen, arbeiten und sich vorbereiten können.
Das stellt auch Ansprüche an die räumliche Gestaltung: Es muss Raum vorhanden sein fürs Lernen und Studium, ebenso wie für das zwanglose Beisammensein. Dabei müssen die unterschiedlichen Zonen ein hohes Maß an Flexibilität, kurz eine schnelle Umwidmung und Anpassung zulassen – auch mit Blick auf die Zukunft. Brintzinger: „Wir leben mitten in der digitalen Revolution – niemand von uns kann eine Prognose abgeben, wie wir die Bibliothek in zehn oder in 30 Jahren nutzen wollen.“
Aus Anlass des 30. Jahrestages der Gründung ihrer ersten Fachbibliothek veranstaltete die Universitätsbibliothek am Dienstag ein Symposium zum baulichen Strukturwandel von Hochschulbibliothekssystemen mit Experten aus ganz Deutschland.