2009 steht in einem Labor in Garching eine Beschichtungsanlage für Laserspiegel. Die Anlage stellt maßgeschneiderte Optiken für Laserexperimente her. Weil das teure Hightech-Gerät allerdings noch über Restkapazitäten verfügt, kommen die Wissenschaftler auf eine Idee: Sie gründen ein Unternehmen, das sich auf die Herstellung solcher Spiegel spezialisiert und die Anlage so zusätzlich wirtschaftlich nutzen soll. Eigentümer dieser GmbH werden allerdings nicht die Wissenschaftler selbst, sondern die LMU und die Max-Planck-Gesellschaft. Die Verbindung ermöglicht einzigartige Synergien. Dr. Alexander Guggenmos, Geschäftsführer von UFI. Foto: UltraFast Innovations
„UltraFast Innovations konnte so von Anfang an ein herausragendes Produkt verkaufen, weil sie direkt an den Lehrstuhl von Professor Ferenc Krausz angebunden sind, dessen Forschung weltführend ist“, erzählt Dr. Alexander Guggenmos, der heutige Geschäftsführer von UltraFast Innovations (UFI). „Gleichzeitig verdient das Unternehmen Geld und über die Gewinnausschüttung fließen die entsprechenden Gelder dann an die Institutionen zurück – und damit in die Forschung.” Das System funktionierte und in den folgenden zehn Jahren wuchs das Unternehmen stetig: von seinen Anfängen mit zwei Mitarbeitern zu einem international renommierten Hersteller mit Millionenumsatz. Lieber kaufen, statt selber machen
Denn die Produkte von UFI sind in aller Welt gefragt. „Mittlerweile zählen die größten Forschungseinrichtungen der Welt zu unseren Kunden.” Mit dem MIT, Cambridge, und dem Imperial College zählt Guggenmos nur einen Bruchteil der bekannten Namen auf, die sich für ihre Experimente vertrauensvoll nach Garching bei München wenden. Aus gutem Grund: Instrumente für hochkomplexe Laserexperimente selbst herzustellen, ist für die Institute sehr teuer und aufwendig. „Anstatt zwei Doktoranden für lange Zeit auf das Thema anzusetzen, können Forschungseinrichtungen einfach zu uns kommen”, so Guggenmos. „Weil wir sehr nah an den aktuellsten Forschungsergebnissen dran sind, können sich unsere Kunden auch sicher sein, dass sie stets den neusten Stand der Forschung bekommen.”
Diese enge Verzahnung von Forschung und Praxis hat Guggenmos letztendlich bewogen, bei UFI das Steuer zu übernehmen. Auch wenn er erst 2019 seine Stelle als Geschäftsführer angetreten hat, das Unternehmen kennt er schon seit den Anfängen vor zehn Jahren. 2010 fing er als Doktorand am Lehrstuhl Krausz an und sammelte schon während seiner Promotion erste Industrieerfahrung mit Werkverträgen bei UFI. „Während meiner Zeit als Postdoc in Berkeley überlegte ich dann intensiv, ob ich an der Uni bleiben oder in die Industrie gehen würde”, erinnert sich der heutige Geschäftsführer. „Dank meiner Erfahrungen von früher wusste ich dann aber, dass das Angebot von UFI genau das Richtige für mich ist.” UFI und der Nachwuchs
Da man in der Physik in der Regel promoviere, sei es laut Guggenmos für jeden angehenden Physiker wichtig, frühzeitig einmal in die Industrie geschnuppert zu haben. „Sonst kennt man nach zehn Jahren Studium nichts anderes als die Universität. Über die Werkverträge bei uns können die Doktoranden dann sehen, ob das auch der richtige Weg für sie ist oder ob sie lieber in die Industrie gehen wollen.” Deswegen beschäftigt er auch heute noch gerne Doktoranden für einzelne Projekte, um einerseits ihre Expertise nutzen zu können, aber auch um ihnen die Gelegenheit zu geben, die Arbeit jenseits der Forschung kennenzulernen. „Bei den klassischen Geräten im Labor sind die Wissenschaftler happy, wenn sie eine Messung realisieren und daraus ein Paper machen können. Damit haben sie das Soll für die Doktorarbeit erfüllt”, so Guggenmos. „Aber das ist natürlich nicht ausreichend, um das Gerät kommerziell zu vertreiben, weil der Kunde Laufzeit rund um die Uhr erwartet.”
Wenn es den Doktoranden bei UFI gefällt, stehen die Chancen gut, dass am Ende des Werkvertrages eine Festanstellung dabei herauskommt. In den letzten Jahren hat sich die Mitarbeiterzahl von nur zwei auf mittlerweile fünfzehn erhöht – viele von ihnen ehemalige Doktoranden. Und auch sonst ist Guggenmos zuversichtlich, was die Zukunft des LMU-Unternehmens angeht: „Ich gehe sehr stark davon aus, dass UFI weiter wachsen wird. Die Laserphysik wächst weltweit und mehr Forschungsgeld heißt auch mehr Gelder, um kommerziell verfügbare Produkte zu kaufen.” Was wiederum auch für die LMU gut ist: Im Fall von UFI heißt das nämlich, dass noch mehr Gewinne als Forschungsgelder in die wissenschaftliche Arbeit zurückfließen können.