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Ein Fach erweitert Horizonte

04.06.2024

Nachhaltigkeit in der Lehrerausbildung: Neues Erweiterungsfach BNE soll kommen.

Die letzten Gletscher der Zugspitze könnten bald verschwinden – mit einer jährlichen Abnahme von bis zu einem Meter Eis, erklärt LMU-Geographie-Professor Ralf Ludwig den Studierenden bei einer Exkursion auf Deutschlands höchsten Berg. Dabei sind die rasanten, durch den Menschen verursachten Klimaveränderungen mit all ihren Begleiterscheinungen nur ein Teil des globalen Wandels, der die Lebensgrundlagen des Planeten vor große Herausforderungen stellt und eine grundsätzliche Umgestaltung zu einer nachhaltigen Entwicklung erfordert. Es sei äußerst wichtig, jetzt zu handeln, auch und insbesondere in der Lehrerausbildung.

Auch deshalb haben Ralf Ludwig und Dr. Katrin Geneuss, Leiter und Koordinatorin des Zertifikatsprogramms „el mundo – Bildung für nachhaltige Entwicklung im Lehramt“ an der LMU, insbesondere auf Wunsch der Studierenden und in guter Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus ein neues, interdisziplinäres Erweiterungsfach initiiert. Es baut auf dem weiterhin bestehenden Zertifikatsstudium Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) im Umfang von 30 ECTS-Punkten auf und soll zukünftig als Erweiterungsfach im Lehramt mit 45 ECTS-Punkten angeboten werden. Eine Neuerung sind die Praxismodule, die Exkursionen und Service-Learning-Projekte umfassen, die von den Studierenden identifiziert, erarbeitet und umgesetzt werden.

Mehrere Studierende im Winterfunktionskleidung stehen in einer Gruppe zusammen auf der Zugspitze. Im Hintergrund ist ein Lift zu sehen. Die Sonne scheint und wird vom Schnee reflektiert.

Eine Neuerung des Erweiterungsfachs sind die Praxismodule, die Exkursionen, zum Beispiel auf die Zugspitze, und Service-Learning-Projekte umfassen

© Luisa Horstmann / el mundo

Lernen durch Engagement – neue Wege in der Lehrerausbildung

Die Projekte des Erweiterungsfachs sollen vorzugsweise außerhalb des schulischen oder universitären Rahmens stattfinden, um stärker in die Lebensrealität der Menschen eingebettet zu sein. Studierende können so durch eigenes Engagement in der Praxis lernen, wie Katrin Geneuss am Beispiel eines lokalen Bäckers illustriert, der bisher keine wiederverwendbaren Kaffeebecher verwendet. Hier könnten die Teilnehmenden am Studiengang bei der Einführung von nachhaltigeren Lösungen unterstützen, indem sie zunächst, ableitend von Transformationstheorien, ein Konzept entwickeln, das alle wichtigen Aspekte berücksichtigt: Kommunikation, Nachhaltigkeit, Nutzen für Kundschaft und Unternehmen sowie Wirtschaftlichkeit.

Am Anfang des Projekts steht jedoch immer die Frage nach der Perspektive des Bäckers: Weshalb werden noch keine solchen Becher verwendet? Was spricht dagegen? Wie kann man alle Beteiligten mit ins Boot holen? Denn anhand solcher Projekte wird deutlich: Nachhaltigkeit geht immer nur – gemeinsam.

Dafür sollen sich die Lehramtsstudierenden Expertise holen und die fachliche Breite der LMU nutzen: „Wir arbeiten zum Beispiel mit dem LMU Innovation & Entrepreneurship Center im Bereich der BWL zusammen“, erläutert Katrin Geneuss. Zudem habe man externe Praxispartner – so etwa von der Akteursplattform BNE der Landeshauptstadt München, die als Dach für rund 40 Organisationen aus der außerschulischen Bildung fungiert.Vermutlich, sagt Geneuss, werde die Umsetzung eines Projekts nicht auf Anhieb klappen. Das sei durchaus Teil der Methode des sogenannten „Service Learning“, da damit eine positive Fehlerkultur implementiert werde: Dadurch können die Studierenden nachjustieren, verfeinern und es nochmal versuchen. Der Lerneffekt sei gerade durch die Reflexion von nicht-funktionierenden Strategien enorm und vor allem auch das Lernen in Netzwerken und über die Fächergrenzen hinweg.

Studierende diskutieren in einem Seminarraum vor einem Flipchart, auf dem die Struktur des Erweiterungsfaches zu erkennen ist.

Die Studierenden des Erweiterungsfachs identifizieren und erarbeiten Service-Learning-Projekte.

© Luisa Horstmann / el mundo

Experten im Schulalltag

Ralf Ludwig betont, dass Studierende durch das Erweiterungsfach befähigt werden, Nachhaltigkeit fachintegrativ zu lehren, als Multiplikatoren zu fungieren, selbstständig Nachhaltigkeitsprojekte an Schulen zu leiten und als kompetente Ansprechpersonen für Schulleitungen, Kolleginnen und Kollegen sowie Schülerinnen und Schüler zu fungieren. Denn auch an Schulen gilt: Eine nachhaltige Zukunft kann nur funktionieren, wenn alle mit ins Boot geholt werden.Das Fach ist für Studierende aller Fächer und Schularten konzipiert und soll zum Wintersemester 2024/25 durch das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus in die bayernweite Lehramtsprüfungsordnung aufgenommen und erstmalig durch die LMU angeboten werden. Studierende im bisherigen Zertifikatsstudium BNE können dann auf Antrag ohne „Reibungsverluste“ in das Erweiterungsfach überführt werden, das heißt, alle bisher erbrachten Leistungen werden angerechnet.

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