News

Ernährungspolitik: Potenzial wird nur unzureichend genutzt

15.10.2021

In einer Online-Pressekonferenz am Dienstag, den 19. Oktober 2021, werden die detaillierten Ergebnisse der Studie vorgestellt

  • 15 Prozent aller Todesfälle und 17 Milliarden Euro Gesundheitskosten pro Jahr gehen in Deutschland auf unausgewogene Ernährungsmuster zurück.
  • Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen der LMU und des Leibniz-Instituts für Präventionsforschung und Epidemiologie haben die politischen Rahmenbedingungen für die Förderung einer gesunden Ernährungsweise in Deutschland untersucht.
  • Dabei zeigte sich, dass Deutschland hinter seinem Potenzial zurückbleibt und Reformbedarf besteht. Die detaillierten Ergebnisse der Studie werden im Rahmen einer Online-Pressekonferenz am Dienstag, den 19. Oktober 2021 vorgestellt

15 Prozent aller Todesfälle und 17 Milliarden Euro Gesundheitskosten pro Jahr gehen in Deutschland auf unausgewogene Ernährungsmuster zurück. Zudem verursacht das globale Ernährungssystem ein Viertel der weltweiten Treibhausgasemissionen und ist hauptverantwortlich für das Artensterben. Die Politik kann maßgeblich dazu beitragen, dass die gesunde und nachhaltige Wahl bei der Ernährung eine einfache Wahl ist. Wo Deutschland bei der Schaffung gesunder und nachhaltiger Ernährungsumfelder steht, haben WissenschaftlerInnen der Ludwigs-Maximilians-Universität München (LMU München) und des Leibniz-Instituts für Präventionsforschung und Epidemiologie zusammen mit 55 ExpertInnen aus Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft in einem Forschungsprojekt untersucht. Dabei zeigte sich, dass Deutschland hinter seinem Potential zurückbleibt und Reformbedarf besteht. Die detaillierten Ergebnisse des Food Environment Policy Index 2021 für Deutschland stellen ExpertInnen im Rahmen einer Online-Pressekonferenz am Dienstag, den 19. Oktober 2021 von 11.00 bis 12.00 Uhr vor.

Rund ein Viertel der erwachsenen Bevölkerung hat starkes Übergewicht und rund zehn Prozent sind an Diabetes mellitus – die meisten davon an Typ-2-Diabetes – erkrankt, Tendenz steigend. „Eine ausgewogene Ernährung ist von zentraler Bedeutung für die Gesundheit und Lebensqualität jedes einzelnen Menschen. Auch für den Klima- und Umweltschutz spielt die Ernährung eine wichtige Rolle“, sagt Dr. med. Peter von Philipsborn, Mitarbeiter am Lehrstuhl für Public Health und Versorgungsforschung der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU München) und Leiter des Forschungsprojekts.

Die Politik kann eine gesunde Ernährungsweise fördern, beispielsweise durch Qualitätsstandards für die Schulverpflegung, Regeln für die Nährwertkennzeichnung oder die Lebensmittelbesteuerung. WissenschaftlerInnen der LMU München haben gemeinsam mit weiteren ExpertInnen in einem Forschungsprojekt untersucht, wo Deutschland bei der Schaffung gesunder Ernährungsumfelder steht. Dabei haben die ExpertInnen die politischen Rahmenbedingungen mit einem strukturierten Verfahren erfasst und mit internationalen Best Practices verglichen, um auf dieser Grundlage Reformempfehlungen zu entwickeln. Dazu haben sie den Food Environment Policy Index (Food-EPI) verwendet, ein methodisches Rahmenwerk, das bereits in 40 Ländern weltweit angewandt wird.

„Die Ergebnisse des Food-EPI 2021 zeigen, dass Deutschland aktuell weit hinter internationalen Best Practices zur Schaffung gesunder Ernährungsumfelder zurückbleibt und dringender Reformbedarf besteht“, so Philipsborn. So formulieren die AutorInnen im Ergebnisbericht einen dringenden Handlungsbedarf bei der Umsetzung einer qualitativ hochwertigen, gebührenfreien Schul- und Kitaverpflegung. „Ein gesundes und ausgewogenes Essen sollte für alle Kita- und Schulkinder in Deutschland verfügbar sein. Dazu brauchen wir eine flächendeckende und steuerfinanzierte Umsetzung verbindlicher Qualitätsstandards in diesem Bereich“, sagt PD Dr. oec. troph. Antje Hebestreit vom Leibniz Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie, die ebenfalls an der Erstellung des Food-EPI beteiligt war.

Als weiteres Handlungsfeld identifizieren die AutorInnen eine gesetzliche Regulierung von Lebensmittelwerbung, die sich an Kinder richtet. „Kinder sehen in Deutschland jeden Tag im Durchschnitt 15 Werbespots für ungesunde Lebensmittel, davon zehn im Fernsehen und fünf im Internet. Hieran haben auch freiwillige Selbstverpflichtungen der Lebensmittel- und Werbeindustrie nichts geändert. Die Politik ist in der Pflicht, Kinder vor gesundheitsschädlicher Werbung zu schützen“, betont Barbara Bitzer, Sprecherin der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK).

Welche weiteren Reformbedarfe sich aus dem Food-EPI 2021 ergeben, erläutern ExpertInnen im Rahmen einer Online-Pressekonferenz am Dienstag, den 19. Oktober 2021 von 11.00 bis 12.00 Uhr.

Anmeldung unter: https://attendee.gotowebinar.com/register/8933975497021888523

Kontakt
Dr. med. Peter von Philipsborn
Institut für medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie (IBE)
Pettenkofer School of Public Health, Ludwig-Maximilians-Universität München
Mobil: +49 (0) 178 49 83 817
Tel: +49 (0) 89 231 538 61
pphilipsborn@ibe.med.uni-muenchen.de

Sabrina Hartmann
Thieme Communications
Postfach 30 11 20, 70451 Stuttgart
Tel.: 0711 8931-649, Fax: 0711 8931-167
hartmann@medizinkommunikation.org

Wonach suchen Sie?