News

Nachhaltig Energie sparen

29.05.2017

Ein neues Projekt am Department Geographie untersucht EU-weit die sozialen und kulturellen Einflüsse auf den privaten Energieverbrauch.

Am Department für Geographie der LMU läuft derzeit das Projekt „ENERGISE“, eine europaweite Forschungsinitiative, die soziale, kulturelle und politische Einflüsse auf den Energiekonsum in Haushalten in zehn EU-Mitgliedsstaaten untersucht. Ein weiteres Ziel des Projekts ist es, Maßnahmen zu entwickeln und zu testen, die den Energieverbrauch im Alltag tatsächlich und langfristig reduzieren.

„Trotz aller Bemühungen, den Energiekonsum in privaten Haushalten zu drosseln, sinkt er nicht. Im Gegenteil: In den vergangenen Jahren ist er sogar im Durchschnitt wieder angestiegen“, sagt Henrike Rau, Professorin an der Lehr- und Forschungseinheit Mensch-Umwelt-Beziehungen am Department für Geographie. „Uns interessiert vor allem, inwieweit kulturelle und soziale Gegebenheiten verhindern, dass sich Gewohnheiten im Alltag und der damit verbundene Energieverbrauch ändern.“

So können beispielsweise Routinen oder Verpflichtungen im Familienleben ebenso wie bestimmte Normvorstellungen die Ursache dafür sein, dass weniger Energie eingespart wird, als es eigentlich möglich wäre. Ein weiterer Erklärungsansatz für den anhaltend hohen privaten Energiekonsum sind sogenannte Rebound- oder Backfire-Effekte. Demnach löst das Einsparen von Energie einen höheren Verbrauch an anderer Stelle aus. Etwa, wenn eine energieeffiziente Waschmaschine guten Gewissens häufiger benutzt wird, wodurch jedoch insgesamt der Energieverbrauch sogar steigt.

Unter der Leitung von Henrike Rau wird die LMU den theoretisch-konzeptionellen Rahmen für das EU-weite Projekt entwickeln. Unter anderem werden am Beispiel europäischer Energiesparinitiativen kulturelle Unterschiede im Energiekonsum zwischen den Ländern aufgezeigt. Die Wissenschaftler wollen weiterhin untersuchen, welche Initiativen nachhaltige Einspareffekte haben. Zudem soll im Rahmen eines sogenannten Reallabor-Ansatzes der Energieverbrauch und das Nutzungsverhalten direkt in ausgewählten Haushalten beobachtet werden.

Die Forscher haben bereits begonnen, ENERGISE mit dem Projekt INOLA („Innovationen für ein nachhaltiges Land- und Energiemanagement auf regionaler Ebene“) zu verknüpfen, das bereits seit dem Jahr 2014 am Department für Geographie von Dr. Anne von Streit geleitet wird. Im Rahmen des vom BMBF über fünf Jahre geförderten inter- und transdisziplinären Projektverbundes wird anhand von drei bayerischen Landkreisen untersucht, wie gemeinsam mit regionalen Akteuren der Übergang zu einem nachhaltigen Landnutzungs- und Energiesystem gestaltet werden kann. ENERGISE baut auf die im INOLA-Projekt gewonnenen Erkenntnisse auf und erweitert diese durch seinen Fokus auf Haushalte und deren Energieverbrauch.

Am Projekt ENERGISE sind sieben europäische Partneruniversitäten beteiligt sowie Institute, Unternehmen und Nichtregierungsorganisationen aus Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Irland, den Niederlanden, Slowenien, der Schweiz, Ungarn und dem Vereinigten Königreich. Es ist zunächst auf einen dreijährigen Zeitraum bis Ende 2019 angesetzt und wird von der EU im Rahmen des Horizon 2020 Programms gefördert.

Mehr Informationen zu den Projekten: Energise Inola

Wonach suchen Sie?