Neuer Forschungsverbund gegen vektorübertragene Krankheiten
23.04.2024
LMU-Forschende untersuchen die Wirkungsweise der Gelbfieber-Vakzine, um bessere Impfstoffe gegen Erkrankungen wie Zika-, Dengue-, West-Nil- und Gelbfieber zu entwickeln.
23.04.2024
LMU-Forschende untersuchen die Wirkungsweise der Gelbfieber-Vakzine, um bessere Impfstoffe gegen Erkrankungen wie Zika-, Dengue-, West-Nil- und Gelbfieber zu entwickeln.
Klimawandel und Urbanisierung sind die Hauptursachen für das weltweite Auftreten von Krankheiten, die durch Vektoren übertragen und von sogenannten Flaviviren verursacht werden. Von vektorübertragenen Krankheiten spricht man, wenn ein Erreger durch den Stich oder Biss eines Vektors (Mücken, Fliegen, Zecken, Flöhe usw.) auf einen Wirt (Mensch oder Tier) übertragen wird. Sie machen etwa 17 Prozent aller Infektionskrankheiten weltweit aus. Die WHO schätzt, dass 80 Prozent der Weltbevölkerung durch eine oder mehrere vektorübertragene Krankheiten gefährdet sind.
Zur Gruppe der Flaviviren gehören mehrere humanpathogene Erreger wie Zika, Dengue, West-Nil-Virus (WNV) sowie das Gelbfiebervirus, die nach wie vor eine große Bedrohung für die globale Gesundheit darstellen. Die LMU beteiligt sich am Konsortium Yellow4FLAVI (Deconstructing the protective immunity of yellow fever virus 17D to inform flavivirus vaccine design), das Anfang März unter Leitung des Institut Pasteur in Paris gestartet ist. Das Verbundprojekt umfasst 13 Partnereinrichtungen aus sieben Ländern und wird von der Europäischen Union mit acht Millionen Euro unterstützt. Ziel ist es, anhand des YF17D-Impfstoffs gegen Gelbfieber die molekularen Grundlagen eines langanhaltenden Immunschutzes zu verstehen. Die beteiligten Forschenden vereinen ihre Fachkenntnisse in den Bereichen molekulare und strukturelle Virologie, Zellbiologie, angeborene und adaptive Immunität, klinische Immunologie sowie Sozial- und Geisteswissenschaften.
„Es gibt keine spezifischen antiviralen Therapien zur Behandlung von Flavivirus-Infektionen“, erklärt LMU-Professorin Anne Krug. Die Biomedizinerin vom Institut für Immunologie ist Teilprojektleiterin im Verbund. Impfungen seien derzeit die wirksamste Waffe gegen diese Viren. „Allerdings sind momentan nur wenige zugelassene Impfstoffe auf dem Markt, von denen einige nur für eine Teilmenge der Zielbevölkerung geeignet sind. Menschen, die schwanger, zu alt oder krank sind, können oft nicht damit geimpft werden“, sagt Professor Simon Rothenfußer aus der Abteilung für Klinische Pharmakologie des LMU Klinikums, der ebenfalls ein Teilprojekt im Verbund leitet. Aus diesem Grund hat sich die Europäische Kommission dazu verpflichtet, mehrere groß angelegte Forschungsprojekte zu finanzieren, um sicherere und wirksamere Impfstoffe gegen verschiedene Flaviviren zu entwickeln.
Yellow4FLAVI mobilisiert internationale Expertinnen und Experten, um Wissenslücken über den Wirkmechanismus des derzeit wirksamsten Impfstoffs gegen das Gelbfiebervirus zu schließen. YF17D ist ein Impfstoff, dessen Sicherheit und lang anhaltende Wirksamkeit nach einer einzigen Injektion erwiesen ist. Die molekularen Mechanismen dahinter sind jedoch noch nicht ausreichend geklärt. Indem sie die Struktur des Viruspartikels mit der sich daraus ergebenden Immunantwort des Wirts verknüpfen, wollen die Forschenden mit Hilfe modernster Technologien kritische Aspekte der Immunantwort auf den Impfstoff entschlüsseln. „Damit schaffen wir den Rahmen für ein breiter angelegtes Impfstoffdesign, das gegen verschiedene Flaviviren eingesetzt werden kann“, sagt Krug. „Dabei untersuchen wir im Yellow4FLAVI-Konsortium die Gelbfieber-Impfantwort von der frühen Immunaktivierung und Zellkommunikation an der Injektionsstelle bis zur Ausbildung des immunologischen Gedächtnisses“, ergänzt Professorin Maria Colomé-Tatché vom Biomedizinischen Centrum der LMU, die ebenfalls am Konsortium beteiligt ist.