Sprachkurs für Geflüchtete aus der Ukraine: Ein Ticket für die Zukunft
25.04.2022
Viele ukrainische Geflüchtete mussten wegen des Krieges ihr Studium abbrechen. An der LMU ist nun ein erster Sprachkurs für Studieninteressierte gestartet – finanziert aus einer LMU-Spendenaktion.
Die kleine Gruppe aus Studierenden schweigt, der Blick ist nach oben zur Kuppel des Lichthofs gerichtet, während Susanne Döring-Buchmann vom International Office der LMU über die Geschwister Scholl erzählt. Immer wieder wird ein Handy gezückt, um das Gesehene festzuhalten.
Sie sind heute zum ersten Mal hier – die Studierenden lernen ihre neue Uni kennen, wie viele Erstsemester es tun – mit einem Unterschied: Sie mussten ihre Heimat verlassen, denn es herrscht Krieg in der Ukraine.
Einer von ihnen ist Viktor Kharchenko aus Charkiw. Er will Tiermedizin studieren, Tierarzt werden, um Hunde und andere Tiere zu retten. In seiner Heimatstadt hatte der 18-Jährige bereits ein Studium begonnen, hatte Pläne, von Biologie zu Tiermedizin zu wechseln, dann kam der Krieg. Ähnlich geht es Alina Barabash, die an der National Aviation University an der Fakultät für Environmental Safety in Kiew eingeschrieben war. „Ich will an der LMU studieren, um mein Studium fortzuführen“, erzählt die 21-Jährige, „nicht unbedingt in dem Bereich, in dem ich jetzt war, vielleicht in Biochemie oder Immunologie.“ Die LMU ist für sie eine Möglichkeit, ihrem Abschluss näherzukommen, „außerdem“, so sagt sie, „ist die Geschichte der LMU bewegend und etwas Besonderes.“
Wir wollten die Geflüchteten einfach so schnell wie möglich unterstützen, damit sie ihr Studium fortsetzen können.
Monique-Claudine Esnouf, International Office der LMU
Über diese Geschichte erfahren die neuen Studierenden mehr von Susanne Döring-Buchmann und Monique-Claudine Esnouf, die nun an der LMU Deutschkurse organisiert haben. Finanziert aus der Spendenaktion für Studierende, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der Ukraine sollen diese die ukrainischen Geflüchteten auf ein Studium an der LMU vorbereiten. Ihnen liegt die Zukunft der Studierenden sehr am Herzen: „Wir wollten die Geflüchteten einfach so schnell wie möglich unterstützen, damit sie ihr Studium fortsetzen können“, berichtet Esnouf, „viele wollten auch gerade erst ihr Studium beginnen – und auch das geht derzeit nicht. Da Deutsch für die meisten Studiengänge unerlässlich ist, haben wir nun einen Sprachkurs für sie initiiert.“
Für Alina ist das Erlernen der neuen Sprache besonders wichtig, sie will mindestens das C1-Level erreichen, um auf Deutsch studieren zu können, vorerst schaut sie sich nach englischsprachigen Kursen um. Auf die Frage, ob sie aufgeregt oder ängstlich angesichts der Herausforderungen sei, antwortet sie: „Beides. Weil es schwer und dennoch aufregend ist, hier zu sein und diesen ganzen Prozess zu starten.“ Sie freue sich, doch die Sorge vor den ersten Abgaben bleibt. Und Viktor? „Ich freue mich sehr. Ich hab gesehen, wie andere hier studieren, und will es mit eigenen Augen sehen, nicht nur irgendwo im Internet.“
Jetzt steht das neue Semester vor der Tür – eine Zeit für neue Möglichkeiten und Herausforderungen an der LMU. „Aber“, sagt Viktor, „es ist vor allem ein Ticket für die Zukunft.“