Transparenz in die Forschungspraxis bringen
22.01.2024
Die VolkswagenStiftung fördert zwei Projekte des LMU Open Science Centers (OSC). Ziel ist es, offene Forschung in der Praxis besser zu verankern.
22.01.2024
Die VolkswagenStiftung fördert zwei Projekte des LMU Open Science Centers (OSC). Ziel ist es, offene Forschung in der Praxis besser zu verankern.
Mindestens 50 Prozent der weltweit durchgeführten Forschungsprojekte sind nicht reproduzierbar, können also aufgrund fehlender Transparenz und Datenverfügbarkeit nicht wiederholt und so auf Korrektheit hin geprüft werden. Die Folge sind fehlendes Vertrauen in wissenschaftliche Ergebnisse und Ausbremsung von Innovation: Durch die Offenlegung von Forschungsdaten, Softwarecode und Material könnten wissenschaftliche Erkenntnisse deutlich schneller erzielt werden. Forschungsexzellenz zeichnet sich daher auch durch offene und nachvollziehbare Arbeitsabläufe aus.
„Allerdings“, sagt der Leiter des OSC, Professor Felix Schönbrodt, „führen fehlende Ausbildung und Normen dazu, dass solche offenen Praktiken nur teilweise umgesetzt werden. Deswegen freut es uns besonders, dass die Volkswagenstiftung zwei Programme am OSC fördert, die helfen sollen, diese Umsetzungslücke zu schließen.“
Das Switch-to-Open-Programm unterstützt einzelne Forschungsgruppen bei der Umstellung ihrer Arbeitsprozesse. Basierend auf maßgeschneiderten Onlinetutorials entwickelt das OSC gemeinsam mit den jeweiligen Gruppen sogenannte „standard lab practices“ – einen Leitfaden für offene Forschungspraktiken, sodass diese optimal in die tatsächlichen Arbeitsabläufe des jeweiligen Teams integriert werden können. Dieser Leitfaden kann auch direkt als Onboarding-Dokument für neue Teammitglieder verwendet werden. Er ist adaptierbar und für andere Forschende im gleichen Bereich einsetzbar.
Ergänzend dazu bildet das Train-the-Trainer-Programm interessierte Forschende darin aus, offene Forschungspraktiken den Kolleginnen und Kollegen des eigenen Fachbereichs zu vermitteln, um dadurch die Akzeptanz dieser Praktiken innerhalb ihrer jeweiligen Disziplin zu erhöhen. Insgesamt umfasst das Train-the-Trainer-Programm acht Module, die sich zum Beispiel mit computergestützter Reproduzierbarkeit, Studienplanung, der Veröffentlichung von Forschungsdaten, oder Fragen des akademischen Kulturwandels beschäftigen.
Beide Programme werden über einen Zeitraum von drei Jahren entwickelt, implementiert und evaluiert. Im Switch-to-Open-Programm sollen zehn Forschungsgruppen bei ihrem Wechsel unterstützt werden. Im Train-the-Trainer-Programm werden etwa 50 Trainer geschult, welche wiederum 250 weitere Teilnehmende innerhalb des Förderzeitraums ausbilden.
Dr. Malika Ihle, wissenschaftliche Koordinatorin des LMU OSC, erwartet einen lokalen Kulturwandel durch beide Programme: „Die so weitergebildeten Teams und Trainingsteilnehmer dienen als Rollenvorbilder, welche das Wissen um offene Forschungspraktiken in ihren Institutionen weitertragen. Zusammen unterstützen sie einen systemischen Wandel hin zu einer Wissenschaft, die zunehmend offener und reproduzierbarer wird.”