Willkommen in der Welt der fantastischen LMU
04.03.2024
LMU-Studierende haben, inspiriert von ihren Erfahrungen an der Uni, Kurzgeschichten geschrieben, die am LMU-Campus spielen.
04.03.2024
LMU-Studierende haben, inspiriert von ihren Erfahrungen an der Uni, Kurzgeschichten geschrieben, die am LMU-Campus spielen.
Wenn seltsame Monster durch die LMU streifen und Jagd auf Studierende machen, plötzlich Bäume im Lichthof wachsen und Skelette der Biologie zum Tanz bitten, spielt das nicht wirklich in den altehrwürdigen Hallen der Münchner Universität, sondern im Kosmos der Fantastischen LMU – einer Kurzgeschichten-Anthologie von sechs LMU-Studierenden.
Im Sommer 2022 markierte der Kurs Kreativ Schreiben! des Schreibzentrums den Startschuss für das Werk, bestehend aus insgesamt zwölf Geschichten. Die aus unterschiedlichen Studienrichtungen stammenden Autorinnen und der Autor lernten sich im Kurs kennen und beschlossen schon bald, dass sie sich auch nach Ende des Kurses kreativ zusammenschließen wollen. Die Idee für die Anthologie war geboren, nun mussten nur noch die einzelnen Kurzgeschichten geschrieben werden. Kein leichtes Unterfangen: „Manchmal war der Prozess etwas chaotisch“, gesteht Nikodem Skrobisz, Autor und zugleich Herausgeber. „Eine der Autorinnen, Zsófia Meggyesi, war zum Beispiel gerade im Auslandssemester und konnte ihre Geschichte nur nachreichen.“
Das übergreifende Genre beschreiben die Autorinnen und der Autor als eine Mischung aus Fantastik und Dark Academia, ein buntes Potpourri aus Fantasy, Horror und Mystery, das den Unicampus als Schauplatz gemein hat. „Für Fantastik haben wir uns deswegen entschieden, weil einige von uns bereits Ähnliches schreiben. Für viele war es aber eine ganz neue Erfahrung“, erklärt Skrobisz. „Natascha N. Druschba hat zum Beispiel sehr Fantasy-lastige Geschichten geschrieben und ich, da ich Philosophie studiere, hatte eher philosophische Geschichten beigetragen.“ „In Dark Academia geht es auch viel um die dunklen Seiten der Faszination um Wissen und des akademischen Lebens. Ich glaube, das kommt in vielen unserer Geschichten raus, oft dann eben noch verbunden mit kleinen Fantasy-Elementen“, erklärt Julia Dörner, die vor Kurzem ihr Jurastudium an der LMU abgeschlossen hat.
Aber auch Humor darf bei den Kurzgeschichten nicht fehlen. In einem der Texte, der eher als Parodie zu verstehen ist, erscheint ein Krokodil im Hörsaal und da der einzig anwesende Student so sehr in Überlegungen vertieft ist, wieso das Krokodil wohl anwesend sei, realisiert er nicht, dass ihm das Krokodil das Bein abbeißt. „Wir haben ein paar sehr ernste Geschichten, die sich mit großen Themen beschäftigen, wie etwa der Gerechtigkeit oder darüber, was die Welt zusammenhält. Und dann gibt es Geschichten, die ein bisschen lockerer sind und Komik reinbringen“, erklärt Skrobisz.
Laut Skrobisz hatte das Projekt nie das Ziel, dass die Teilnehmenden homogene Kurzgeschichten produzieren. „Die Anthologie zeichnet sich dadurch aus, dass wir sechs verschiedene Schreibende sind, die alle einen eigenen Ansatz und ein eigenes Lieblingsgenre einbringen konnten“, so Skrobisz. Angeleitet wurden aber alle von der gleichen Frage: Wie sähe es aus, wenn an dieser Universität fantastische oder übernatürliche Dinge passieren würden?
Inspiration nahmen sich viele von ihnen aus dem Universitätsalltag, wie Julia Dörner schildert. „Gegenstand war oft ein einzelnes Ereignis oder eine bestimmte Erfahrung, ob das jetzt aus der Sicht eines Professors oder einer Studierenden ist, der oder die für die Lösung des Problems eine neue Fähigkeit erlernen oder das Ganze auf eine andere fantastische Weise bewerkstelligen muss.“ Diese alltäglichen Erfahrungen wurden dann von den Schreibenden in das Vokabular der Fantastischen LMU übersetzt – die gefürchtete Prokrastination erhält dort zum Beispiel die Gestalt eines Monsters, wovor man fliehen muss. Oder die verzweifelte Suche nach dem Raum U13 gerät zur Sinnsuche.
„Wir schreiben über unsere gemeinsame Lebenswelt, die wir dann mit fiktiven Elementen überhöhen, Dinge, die alle von uns aus der Uni kennen und die dann verpackt werden in metaphorische Ungeheuer“, erläutert Skrobisz. Die Fantastische LMU ist damit also eine Reflexion des studentischen Lebens an der LMU – „nur ein bisschen dramatisiert durch Fiktion“, wie Skrobisz beschreibt. Auch das Cover versinnbildlicht offensichtlich diesen Ansatz: Abgebildet ist der Lichthof, angereichert durch magische Lichteffekte und verschnörkelte Dekorelemente. „Der Lichthof war wahrscheinlich für uns alle die größte Inspiration“, sagt Xenia Taufertshöfer, die als studierte Designerin das Cover gestaltet hat.
Die Kurzgeschichten leben davon, dass die LMU den Ort des Geschehens stellt. „An manchen Schauplätzen kommt tatsächlich ein bisschen Harry-Potter-Feeling auf“, erzählt Taufertshöfer, „dann kann man dieses alte Akademiefeeling spüren.“ Jede Person, der das Hauptgebäude bekannt ist, kann beim Lesen gut verfolgen, wo die Protagonistinnen und Protagonisten gerade entlanglaufen – in den Säulengängen etwa oder auf den imposanten Steintreppen. „Wir haben ganz bewusst den historischen Teil der Uni als Schauplatz gewählt, weil er gut ins Setting passt und ein wenig Insider-Wissen voraussetzt, was teilweise den Reiz der Geschichten ausmacht. Zudem soll eine Faszination für die LMU bei Leuten von außerhalb geweckt werden“, erläutert Skrobisz.
Die einzelnen Orte wurden von den Schreibenden eher zufällig ausgewählt, meist abhängig davon, wo gerade spontan Inspiration erwachsen ist. „Wir haben uns oft gemeinsam irgendwo an der Uni getroffen. Einmal haben wir sogar einen Erkundungstrip durch das Hauptgebäude gemacht“, erklärt Skrobisz. „Auf diesem Weg haben wir unsere Uni gewissermaßen auch nochmal neu entdeckt.“ Ein besonderer Aspekt des Projekts war auch, dass das Buch aus einem Freundeskreis heraus entstanden ist. „Wir konnten als Freunde zusammenarbeiten, was einen großen Teil des Spaßes ausgemacht hat“, erklärt Skrobisz.
Der vom Schreibzentrum der LMU ausgetragene Kurs Kreativ Schreiben! hat natürlich nicht nur die sechs Autoren zusammengebracht, sondern auch kreative Hilfestellung für das Schreiben geboten. „Im Kurs hatten wir jede Stunde ein anderes Thema“, erklärt Julia Dörner. „Mal waren es Briefe, mal hat man ein bestimmtes Genre per Los gezogen und gemeinsam etwas in diesem Genre geschrieben und so weiter. So war man gezwungen, etwas zu schreiben, was man sonst eigentlich nicht schreibt. Auf diese Weise kam ich auch das erste Mal mit Fantasy in Berührung, obwohl das eigentlich nicht so meine Richtung ist.“
Durch das „Überwinden von Grenzen“, wie es die Teilnehmenden auch umschreiben, verhalf der Kurs ihnen dazu, ihre eigenen Horizonte zu erweitern und ihre Fantasie anzuregen. „Diese zahlreichen Kreativitätsübungen waren einfach eine riesige Inspirationsquelle. Ich habe immer noch so viele Ideen für weitere Geschichten im Hinterkopf“, schwärmt Xenia Taufertshöfer.
Am Ende des Schreibkurses veranstalteten die Teilnehmenden eine Lesung der im Kurs entstandenen Texte, was eine gute Übung für die Fantastische LMU war, denn auch für ihr eigenes Projekt gaben sie bereits zwei Lesungen. Diese waren mit je etwa 60 Zuhörenden von Erfolg gekrönt – ein bereichernder Abschluss zur Feier ihrer gemeinsamen Publikation. Neue Lesungen sind erst wieder für das nächste Buch geplant, denn die Freunde schreiben schon an ihrer zweiten Anthologie. Den Schauplatz haben sie dieses Mal etwas breiter gewählt – die Geschichten spielen zur Sommerzeit in München. Auch sind nur noch ein paar wenige fantastische Geschichten dabei. Dafür haben sie einige neue Autorinnen mit an Bord geholt, die ebenfalls Kommilitoninnen sind. Momentan überarbeiten sie die Texte. Bis im März die Leipziger Buchmesse beginnt, wollen sie damit fertig sein, um vor Ort auf die Suche nach einem Verlag zu gehen.
Schreibinteressierte aufgepasst: Vom 4. bis zum 8. März 2024 übernimmt das Schreibzentrum der LMU den Instagram-Takeover-Account und stellt seine Aktivitäten vor.