09 Feb
05 Apr

Ausstellung: Travelling Back

Öffnungszeiten / Beginn:

Montag bis Freitag, 10 - 20 Uhr

9. Februar 2024 - 5. April 2024

Veranstaltungsort:

Zentralinstitut für Kunstgeschichte Katharina-von-Bora-Straße 10 80333 München

© Käte Hamburger Research Center global dis:connect

Travelling Back ist eine Ausstellung, die einen kritischen Blick auf die Erzählungen und Sammlungen wirft, welche die bayerischen Wissenschaftler Johann Baptist von Spix (1781–1826) und Carl Friedrich Philipp von Martius (1794–1868) im 19. Jahrhundert aus Brasilien mitbrachten. Die Ausstellung folgt der ausgedehnten dreijährigen Reise durch das brasilianische Hinterland und das Amazonasgebiet.

Die 14.000 km lange Expedition fand von 1817 bis 1820 statt und wurde später in der mehrbändigen Publikation Reise in Brasilien (1823) festgehalten. Diese enthält einen persönlichen Bericht über die Begegnungen und Wahrnehmungen der Wissenschaftler mit den vielfältigen Landschaften, Kulturen und der Tierwelt des Landes.

Auf ihren Reisen kamen Spix und Martius mit verschiedenen indigenen Gruppen in Kontakt und sammelten zahlreiche ethnografische, botanische und zoologische Präparate. Dieses Material bildete später die Grundlage für mehrere bayerische Einrichtungen, wie die Bayerischen Staatssammlungen für Zoologie und Botanik sowie die 1862 gegründete Königliche Ethnographische Sammlung, das heutige Museum Fünf Kontinente. Neben den materiellen Artefakten behandeln diese Sammlungen auch die Geschichte von Isabella Miranha und Johann Juri, zwei indigenen Kindern, die 1820 nach München gebracht wurden und kurz nach ihrer Ankunft auf tragische Weise ums Leben kamen. Im Gegensatz zur offensichtlichen Präsenz der beiden Wissenschaftler im Münchner Stadtbild ist die Geschichte dieser Kinder durch Schweigen und Abwesenheit in öffentlichen Gedenkstätten gekennzeichnet.

Die Ausstellung wirft zentrale Fragen zur Kolonialität auf, die den wissenschaftlichen Bestrebungen des naturkundlichen Projekts zwischen München und Brasilien im 19. Jahrhundert zugrunde lag. Sie untersucht die verschiedenen Darstellungen und Interpretationen der Sammlungen von Spix und Martius von ihrer Ankunft in Deutschland bis in die Gegenwart und beleuchtet die Dis:konnektivitäten der Wissensproduktion, die hinter diesen wissenschaftlichen Bestrebungen stehen.

Dabei geht es nicht nur darum, die öffentliche Rezeption dieser Erfahrungen durch eine Geschichte des Betrachtens zu erforschen, sondern auch um eine kritische Auseinandersetzung durch die Brille heutiger Dialoge und Initiativen. Dazu gehören neue wissenschaftliche Praktiken der Wissensrestitution, literarische Interpretationen und zeitgenössische Perspektiven von Künstlerinnen und Künstlern wie Micheliny Verunschk, Frauke Zabel, Yolanda Gutiérrez, Igor Vidor, Elaine Pessoa und Gê Viana.

Die Ausstellung wird kuratiert von Dr. Sabrina Moura, Fellow am Käte Hamburger Kolleg global dis:connect an der LMU.

Die Eröffnung der Ausstellung wird von einer eintägigen Konferenz begleitet.

Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen finden Sie auf der Website des Zentralinstituts für Kunstgeschichte.

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