13 Sep

Dialekt zwischen Kulturerbe und Klischee

Öffnungszeiten / Beginn:

Mi.:
19:30 Uhr

13. September 2023

Veranstaltungsort:

Bayerische Akademie der Wissenschaften, Plenarsaal Alfons-Goppel-Straße 11 80539 München

Wer Dialekt spricht, bewegt sich mitunter auf dünnem Eis. Zwar wird eine regionaltypische Sprechweise aufgrund ihrer Lebendigkeit und unverkrampften Verbindlichkeit geschätzt. Zugleich begegnet sie aber dem Vorurteil des Ungebildeten, Rückständigen und Unkultivierten: Dialektsprecherinnen und Dialektsprecher werden im Schulunterricht vom Lehrer „korrigiert“ und ziehen in Bewerbungsgesprächen häufig den Kürzeren.

Personen des öffentlichen Lebens werden zur Zielscheibe für Satire-Sendungen, wenn sie vor der Kamera Antworten geben, die ihre regionale Herkunft erkennen lassen. Nichtsdestoweniger sind Dialektismen als sprachliche Identitätsmarker – ebenso wie am Brauchtum orientierte Verhaltensweisen – gerade in der jüngeren Generation wieder stärker im Trend. Man trägt Lederhosn und Dirndl, wenn man auf Volksfeste wie die Wiesn geht.

Der Bayerische Rundfunk bedient das traditionelle Genre durch einen eigenen Heimatsender, Volksmusikabende, Talkrunden in Mundart sowie vorabendliche Seifenopern im bairischen Dialekt. Unter Jugendlichen sind Grußformeln der älteren Generationen angesagt: „Habe d’Ehre“, „Servus“ und „Griaß Gott beisammen!“.

Festzustellen ist also eine zwiespältige Resonanz des Dialekts im öffentlichen Raum: Einerseits gilt er als schützenswerter Schatz des kulturellen Erbes einer Region. Andererseits begegnet er prestigemindernden Stereotypen, die ihn sowie seine Sprecherinnen und Sprecher diskriminieren. Dies wirft Fragen auf: Welche Zukunft hat der Dialekt innerhalb des Spannungsfelds zwischen Kulturerbe und Klischee? Was können Wissenschaft, Medien und Politik zur Bewahrung und Stärkung des Dialekts in der Gesellschaft des 21. Jahrhunderts beitragen? Warum ist es für eine Gesellschaft wichtig, dass sprachliche Vielfalt erhalten bleibt?

Diese und andere Fragen werden in einer öffentlichen Podiumsdiskussion beleuchtet, die im Rahmen der 15. Bayerisch-Österreichischen Dialektologentagung (200 Jahre Dialektologie – Forschungsstand und Auftrag) an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften stattfindet.

Mitwirkende:

  • Albert Füracker, MdL ist seit 2018 Bayerischer Staatsminister der Finanzen und für Heimat. Als Heimatminister ist er u. a. zuständig für Heimatpflege, Volksmusik und Dialekt.
  • Professor Hubert Klausmann wurde 2013 an der Universität Tübingen zum außerplanmäßigen Professor ernannt und ist dort seit 2014 wissenschaftlicher Leiter der Tübinger Arbeitsstelle „Sprache in Südwestdeutschland“.
  • Hans Kratzer ist für die Süddeutsche Zeitung im Bayern-Ressort tätig. Für sein Projekt „Zeitlang – Unbekanntes Bayern“ wurde er mit dem Kulturpreis der bayerischen Landesstiftung geehrt.
  • Professor Anthony Rowley ist außerplanmäßiger Professor für Germanistik an der Ludwig-Maximilians-Universität München und Projektleiter des Bayerischen Wörterbuchs an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.
  • Franziska Wanninger ist seit ihrem Bühnendebut 2011 als Kabarettistin, Schauspielerin und Autorin tätig und tourt derzeit mit ihrem bairischen Programm „Für mich soll‘s rote Rosen hageln“ durch ganz Deutschland.

Moderation:

Joana Ortmann war zunächst für den Bayerischen Rundfunk in der Redaktion „Kultur aktuell“ tätig, bevor sie zum SWR Fernsehen wechselte und seither dort die Redaktion „Aktuelle Kultur“ leitet.

Veranstalter:

Bayerisches Wörterbuch der Bayerischen Akademie der Wissenschaften

Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Weitere Informationen finden Sie auf der Website der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.

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