FokusLMU: Fenster zur Wissenschaft
Die öffentliche Ringvorlesungsreihe der LMU
Die öffentliche Ringvorlesungsreihe der LMU
Die Welt befindet sich seit einigen Jahren in permanentem Krisenmodus: Die COVID-19-Pandemie hat die weltweite Wirtschaft stocken lassen sowie zur Polarisierung der Gesellschaft beigetragen. Ein neuer Krieg in Europa stellt überdies die globale Sicherheitsordnung in Frage. Hinzu kommen die verheerenden Auswirkungen von Naturkatastrophen als Folge der Klimakrise, die in immer kürzeren Abständen für Verwüstung und Elend sorgen. Neue Technologien wie Künstliche Intelligenz stellen die Gesellschaft(en) vor neue Herausforderungen. Sie bieten aber auch enorme Chancen für die unterschiedlichsten Bereiche und Anwendungen – sei es in der Wirtschaft, in der Medizin oder der Wissenschaft.
Gesellschaft, Politik und die Wirtschaft brauchen kluge Ideen, um Antworten auf die vielfältigen Fragestellungen zu finden. Hier setzt die Arbeit von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern an, die an Universitäten wie der LMU forschen und lehren. Welche Denkanstöße können Lehre und Forschung zu aktuellen, gesellschaftlich relevanten Themen geben? Welche Lösungen bieten sie uns, auf welche Gefahren machen sie aufmerksam?
Im Rahmen von "FokusLMU" beleuchten renommierte LMU-Wissenschaftlerinnen und LMU-Wissenschaftler gesellschaftsprägende Themen aus verschiedenen fachlichen Blickwinkeln, geben einen Einblick in ihre Forschungsbefunde und diskutieren disziplinübergreifend über drängende Fragen unserer Zeit. Die Ringvorlesungsreihe der LMU wird von der Münchener Universitätsgesellschaft und der MEDIASCHOOL Bayern unterstützt.
Kontakt: ringvorlesung-lmu@lmu.de
Am 12. Dezember 2015 haben 195 Staaten und die Europäische Union bei der COP 21 in Paris einen Vertrag verabschiedet, mit dem Ziel, den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur möglichst auf 1,5 ° zu begrenzen. Am 01. Januar 2016 traten die 17 Ziele der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung in Kraft, die bis Ende 2030 erreicht werden sollen. Inzwischen stellt sich aber die Frage: Gelingt es der Weltgemeinschaft, den notwendigen Pfad Richtung Nachhaltigkeit einzuschlagen?
Die LMU lädt zu einer öffentlichen Veranstaltung ein, in der dieses Thema mehrdimensional bearbeitet werden soll: In der ersten Veranstaltung der neuen Reihe FokusLMU beleuchten drei Wissenschaftlerinnen der LMU die Notwendigkeit von und Chancen für mehr Nachhaltigkeit mit unterschiedlichen Perspektiven. Die Landschaftshistorikerin Prof. Dr. Sonja Dümpelmann vom Rachel Carson Center for Environment and Society zeigt Beispiele für Versuche des Umsteuerns von Gesellschaften in vergangenen Krisen auf, in denen nach nachhaltigen Lösungen für große Herausforderungen gesucht worden war. Die Epidemiologin Prof. Dr. Katja Radon erläutert als einen Beleg der Notwendigkeit eines Umsteuerns Ergebnisse ihrer Forschung, die exemplarisch belegen, wie sich das Verhalten einer Generation selbst auf das Genom der Enkelkinder auswirkt. Und schließlich präsentiert die Staats- und Verwaltungsrechtlerin Prof. Dr. Ann-Katrin Kaufhold Chancen für die Wahrung des 1,5°-Ziels, die sich aus Klimaklagen und Instrumenten der Sustainable Finance Regulierung ergeben können.
Die Veranstaltung wird vom Vizepräsidenten der LMU für den Bereich Studium, Prof. Dr. Oliver Jahraus, moderiert.
„Künstliche Intelligenz“, kurz KI, war bis vor wenigen Jahren ein Begriff, der etwas nebulös den Komplex von neuen digitalen Möglichkeiten und maschinellem Lernen umriss. Jetzt ist er im Alltag angekommen und bestimmt zunehmend berufliche, private und gesellschaftlich-kulturelle Lebenswelten in Form von konkreten Anwendungen. Wie diese unser Leben verändern werden, welche Chancen, Möglichkeiten, aber auch Gefahren sie bergen – über diese Fragen spricht im Rahmen der Ringvorlesung FokusLMU Prof. Dr. Björn Ommer, Inhaber des Lehrstuhls für KI für Computer Vision und Digital Humanities. Er befasst sich in seinem Vortrag mit den Anwendungsfeldern von Künstlicher Intelligenz und den damit einhergehenden gesellschaftlichen Transformationen.
Welche Auswirkungen der Einsatz Künstlicher Intelligenz bereits heute speziell im Bereich Journalismus hat und welche Folgen sich daraus für den demokratischen Diskurs ergeben, beleuchtet der Kommunikationswissenschaftler Dr. Maximilian Eder, Wissenschaftlicher Mitarbeiter in dem von der Volkswagen Stiftung geförderten Projekt Responsible AI for Local Journalism.
Prof. Dr. Jelena Spanjol, Leiterin des Instituts für Innovation Management der LMU, gibt schließlich einen Einblick in die Bedeutung von Künstlicher Intelligenz für zukünftige Märkte. Die Veranstaltung wird vom Vizepräsidenten der LMU für den Bereich Studium, Prof. Dr. Oliver Jahraus, moderiert.
Seit jeher verändert sich Sprache aufgrund von sozialen Prozessen. So wurde 2018 nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts die Verankerung von Geschlechtern und Geschlechtsidentitäten jenseits zweigeschlechtlicher Normen von „weiblich“ und „männlich“ im Personenstandsgesetz festgeschrieben. Gleichzeitig sind sprachliche Veränderungen wie die Verwendung von „Gendersternchen“ – nicht zuletzt in journalistischen Medien –Trigger für virulente politische und gesellschaftliche Diskussionen. Forscherinnen und Forscher können solche Debatten versachlichen und deutlich machen, dass es keine einfachen Formeln für ein respektvolles Miteinander aller gesellschaftlicher Gruppen gibt. Stattdessen gilt es, genauer hinzusehen und die Erkenntnisse unterschiedlicher Disziplinen einzubeziehen.
Prof. Dr. Anatol Stefanowitsch, Professor für die Struktur des heutigen Englisch an der Freien Universität Berlin, diagnostiziert den bisherigen Stand unserer Sprache in Bezug auf die Gleichstellung der Geschlechter und zeigt die Lösungsfähigkeit des Sprachsystems auf.
Prof. Dr. Paula-Irene Villa Braslavsky, Professorin für Soziologie und Gender Studies an der LMU, weitet den Fokus auf grundsätzlichere Fragen wie die nach der Bedeutung von Gender in unserer Wahrnehmung und gesellschaftlichen Dynamiken.
Prof. Dr. Carsten Reinemann, Professor für Kommunikationswissenschaft mit dem Schwerpunkt politische Kommunikation an der LMU, wirft schließlich einen detaillierteren Blick auf Einstellungen zum Thema sowie die Rolle von Politik und Medien.
Die Veranstaltung wird von Prof. Dr. Sarah Schimke, Professorin für Germanistische Linguistik an der LMU, moderiert.
Mit der bürgerlichen Kleinfamilie hat sich in europäischen Gesellschaften seit 1800 ein Familienbild etabliert, das üblicherweise durch ein Zusammenspiel von Liebesheirat, Zusammenleben mit leiblichen Kindern in einer Haushaltsgemeinschaft und traditionellen Geschlechterrollen geprägt war. Im Gegensatz dazu verändern sich Familienstrukturen derzeit dramatisch und die Pluralität von Lebensentwürfen nimmt zu – höchste Zeit, aus verschiedenen Disziplinen auf die Familie im Wandel zu schauen. Im Rahmen von FokusLMU stellen Forschende der LMU Erkenntnisse aus aktuellen Projekten vor und diskutieren die Imaginationsgeschichte der Familie, empirische Befunde zu ihrem Wandel und die Möglichkeiten und Grenzen des Rechts bei deren Schutz.
Prof. Dr. Susanne Lüdemann, Professorin für Neuere Deutsche Literatur und Allgemeine Literaturwissenschaft, widmet sich den vielfältigen Imaginationen von Familie, die Gesellschaften schon in antiken Dramen entwickelten und heute im modernen Familienroman verhandeln.
Prof. Dr. Paula-Irene Villa Braslavsky, Professorin für Soziologie und Gender Studies, stellt sozialwissenschaftliche Befunde zur heutigen Entwicklung von Familienstrukturen vor und untersucht beispielhaft neue Formen wie Co-Parenting.
Prof. Dr. Anatol Dutta, Professor für Bürgerliches Recht, Internationales Privatrecht und Rechtsvergleichung, betrachtet zurückliegende und anstehende Reformen des Familienrechts, mit denen der Gesetzgeber auf Familienformen im Wandel reagieren, aber auch einwirken will.
Die Veranstaltung wird von Prof. Dr. Susanne Reichlin, Professorin für Deutsche Literatur des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit, moderiert.
Nicht zuletzt durch den Austritt Großbritanniens aus der EU, die Covid-Pandemie und die Folgen des Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine nehmen Diskussionen um einen angeblichen Trend der Deglobalisierung zu: Stößt die Globalisierung an ihre Grenzen?
Drei Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der LMU München beleuchten dieses vielschichtige Thema aus unterschiedlichen Perspektiven. Anhand von Daten sowie historischen und aktuellen Beispielen gehen sie unter anderem der Frage nach, ob die Idee der Deglobalisierung analytisch überhaupt zielführend ist.
Prof. Dr. Claudia Steinwender, Professorin für Volkswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Innovation und Außenhandel, widmet sich dem Thema aus wirtschaftswissenschaftlicher Perspektive und präsentiert ihre Schlussfolgerungen aus der Analyse von Daten zum globalen Handel mit Gütern und Dienstleistungen.
Prof. Dr. Eveline Dürr, Professorin für Ethnologie, stellt aus einer kulturwissenschaftlichen Perspektive Beispiele für die Bemühungen unterschiedlicher Gesellschaften vor, die Auswirkungen der Globalisierung rückgängig zu machen. Am Beispiel Aotearoa Neuseelands und Lateinamerikas zeigt sie Ungleichheiten auf, die auf den Kolonialismus zurückgehen und diskutiert, welche Auswirkungen diese z.B. auf Ökosysteme und kulturelle Identitäten haben.
Prof. Dr. Roland Wenzlhuemer, Professor für Neuere und Neueste Geschichte, stellt vor dem Hintergrund einer historisch-geisteswissenschaftlichen Perspektive die Frage danach, ob eine Rückabwicklung bzw. Umkehr der Globalisierung überhaupt möglich ist, und führt mit der Idee globaler Dis:konnektivität einen neuen Begriff in die Debatte ein.
Die Veranstaltung wird von Prof. Dr. Arndt Brendecke, Professor für die Geschichte der Frühen Neuzeit an der LMU München, moderiert.
Hier finden Sie demnächst ein Video der Veranstaltung vom 12.11.2024.