Pädagogik-Studierende aus Tansania zu Besuch an der LMU
Von Tansania nach München: Ein Besuch zur Förderung inklusiver Bildung und interkultureller Verständigung

Von Tansania nach München: Ein Besuch zur Förderung inklusiver Bildung und interkultureller Verständigung
Seit 2019 pflegt der LMU-Fachbereich für Pädagogik bei Verhaltensstörungen und Autismus eine Kooperation mit der Open University of Tanzania (OUT). Diese Partnerschaft ermöglichte bislang 30 LMU-Studierenden aus unterschiedlichen Lehramtsstudiengängen die Teilnahme an Praktika, Forschungsprojekten und Studienaufenthalten in Tansania.
Um die Kooperation zu vertiefen, wurde in 2023 ein Erasmus+-Projekt für den Empfang von 15 Teilnehmerinnen und Teilnehmern der OUT an der LMU bewilligt. Dabei unterstützte das International Office vor allem in administrativer Hinsicht – von der Projektvorstellung für den Antrag und der aufwändigen Vorbereitung aller notwendigen Dokumente bis hin zur Beschaffung bezahlbarer Flüge für die Delegation.
Die tansanischen Teilnehmerinnen und Teilnehmer trafen am 10. Oktober 2024 in München ein und blieben bis zum 8. Dezember 2024 – ein zweimonatiger Aufenthalt mit vollgepacktem Programm in einem für sie völlig neuen Kontext. Der Studienbesuch zielte darauf ab, ihnen praktische Einblicke in das Bildungssystem Deutschlands zu geben und sie mit innovativen pädagogischen Ansätzen für marginalisierte Gruppen, einschließlich Kindern mit Behinderungen, vertraut zu machen.
Die Studierenden absolvierten Praktika an drei verschiedenen Schulen: dem Sonderpädagogischen Förderzentrum (SfZ) Freiham, der Grund- und Mittelschule Lochham und der Grundschule Am Hardernfeld. Sie beobachteten das Klassenzimmergeschehen und angewandte inklusive Unterrichtspraktiken, und tauschten sich mit deutschen Lehrkräften zu unterschiedlichen Inklusionsansätze aus. Außerdem besuchten sie den Kindergarten Sternfee und die Förderschule Wichern-Zentrum München, die individualisierte und maßgeschneiderte Methoden zur Unterstützung von Kindern mit Verhaltensstörungen in ihrer akademischen und sozialen Entwicklung anwendet.
Die Gäste hatten ferner Gelegenheit, an der LMU verwendete Reflexionsbögen mit Dr. Clemens Schlegel vom Praktikumsamt des MZL (Münchener Zentrum für Lehrerbildung) zu diskutieren. Diese Instrumente zur Förderung der kritischen Selbstreflexion und der eigenen Karriere-Entwicklung wurden allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern in einer ins Kiswahili übersetzten Version zur Verfügung gestellt.
Mit auf dem Besuchsprogramm standen auch eine Reihe von Veranstaltungen, die sich mit zentralen Aspekten der inklusiven Bildung und des interkulturellen Verständnisses befassten. Diese boten wertvolle Einblicke und förderten einen bedeutungsvollen Dialog zu Themen wie Krankenhauspädagogik und Interkulturalität. So wurden beispielsweise die Rolle von Gemeinschaft in der Bildung und ihr Einfluss auf inklusive Lernumgebungen untersucht oder die Bildungsunterstützung für Kinder während eines Krankenhausaufenthalts sowie pädagogische Strategien zur Bewältigung vielfältiger Bedürfnisse von Lernenden in multikulturellen und inklusiven Settings. Angeregt wurde zudem die Reflexion über praktische Anwendungen der Konzepte in den eigenen Bildungs- und Kulturkontexten und eine kritische Analyse von deutschen und tansanischen Ansätzen zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention.
Um das interkulturelle Verständnis und die Kommunikation der Teilnehmenden zu fördern, durften kulturelle Programmpunkte natürlich nicht fehlen. Hierzu zählten ein Willkommensdinner mit Einführung in die deutsche Gastfreundschaft, der Besuch des Münchner Olympia Parks, der Allianz Arena, des Starnberger und des Schliersees, sowie eine Exkursion zur Universität Würzburg. Auch besuchten die Studierenden das Museum Fünf Kontinente und die Kinovorführung „Das leere Grab“. Diese Aktivitäten boten ihnen Gelegenheit, über die historischen Beziehungen zwischen Deutschland und Tansania nachzudenken und sich mit Themen wie Kolonialismus, Erinnerung und kultureller Identität auseinanderzusetzen.
Der Studienbesuch war sowohl für die Besucher als auch für die Gastgeber sehr inspirierend. Die tansanischen Studierenden sammelten praktische Erfahrungen im Bereich inklusiver Bildung, indem sie zum Beispiel individualisierte Lehrmethoden und die Vorteile kleinerer Klassen kennenlernten. Sie hatten die Möglichkeit, über die Anwendbarkeit deutscher Praktiken auf ihre eigenen Bildungskontexte zu reflektieren. Zudem förderte der Austausch das gegenseitige Verständnis für gesellschaftliche Normen und Bildungspraxen in Deutschland und Tansania. Alle Beteiligten freuen sich schon auf die Fortführung dieser lebendigen und bereichernden Kooperation zwischen der LMU und der Open University of Tanzania.