Über die Mitgliedschaft der LMU in der European University Alliance for Global Health (EUGLOH) können Studierende nicht nur von Auslandserfahrungen und Weiterbildungen profitieren. Sie können sich auch aktiv in der Studierendenarbeit engagieren.
Die LMU hat 2019 zusammen mit ausgewählten Partneruniversitäten die European University Alliance for Global Health (EUGLOH) ins Leben gerufen. Studierende der LMU haben die Möglichkeit, an vielen verschiedenen fachspezifischen und fächerübergreifenden Kursen der Universitäten des EUGLOH-Netzwerks teilzunehmen und sich darüber hinaus aktiv zu engagieren. Auf diese Weise können sie sowohl wertvolle Freundschaften knüpfen und Kompetenzen erwerben als auch das europäische Hochschulwesen aktiv mitgestalten.
In einem Interview berichtet Julia Tafelmaier, die an der LMU Klinische Psychologie und Kognitive Neurowissenschaften studiert, von ihren Erfahrungen und Plänen.
Wie haben Sie von EUGLOH erfahren?
Ich habe auf einer Veranstaltung mit einem Kommilitonen gesprochen, den ich aus der Fachschaft kannte, und er erzählte mir, dass er im nächsten Jahr über das Erasmus-Programm einen Auslandsaufenthalt an der Lund University in Schweden absolvieren würde, die auch ein Mitglied des EUGLOH-Hochschulnetzwerks ist. Als ich mich dann im Herbst 2022 entschied, selber ein Auslandsstudium über Erasmus anzustreben, kontaktierte ich ihn nochmal. Er empfahl den Aufenthalt an einer EUGLOH-Partnerhochschule sehr, weil man sich als Studierender über das normale Erasmus-Programm hinaus auch für die Hochschulallianz engagieren kann, zum Beispiel in Form von Roadtrips zu den verschiedenen anderen EUGLOH-Mitgliedsuniversitäten. Da Schweden auch zu meinen präferierten Zielen gehörte, ich aber über meine Recherchen während des Bachelor-Studiums bereits erfahren hatte, dass es an meiner Fakultät keine Möglichkeiten eines Auslandsstudiums an einer schwedischen Partneruniversität gibt, informierte ich mich über das EUGLOH-Projekt. Ich hatte zum damaligen Zeitpunkt Glück, weil die Internationale Woche des International Office der LMU vor der Tür stand und ich an einem Online-Informationsvortrag zum Thema EUGLOH teilnehmen konnte. Während dieses Vortrags lernte ich Laura kennen, eine Sprecherin des EUGLOH Local Student Boards (LSB). Von ihr wurde ich dann gleich in eine Chat-Gruppe und zu Meetings eingeladen, und seitdem bin ich auch selber im LSB dabei. Ich integrierte mich schnell und durfte im Januar 2023 direkt an der Auftaktveranstaltung zu EUGLOH 2.0 in München teilnehmen und dort viele weitere Studierendenvertreterinnen und -vertreter der diversen Partneruniversitäten kennenlernen.
Was hat Sie dazu bewogen, über EUGLOH an der Universidade do Porto ein Auslandssemester zu absolvieren?
Generell hatte ich geplant, während meines Masterstudiums über das Erasmus-Programm ins Ausland zu gehen. Da es für mich in Schweden keine Möglichkeit gab, bewarb ich mich für einen Erasmus-Platz an der University of Galway in Irland – vor allem aufgrund der Kurse und der englischen Sprachoption – und an der Universidade do Porto in Portugal. Die Universidade do Porto habe ich vor allem aufgrund ihrer EUGLOH-Mitgliedschaft gewählt und dort habe ich dann auch einen Platz bekommen.
Was schätzen Sie am EUGLOH-Netzwerk?
Zuallererst schätze ich die Menschen im Netzwerk sehr, besonders die Studierenden. Aber das gesamte Programm finde ich toll – EUGLOH bietet sowohl Mobilitätsoptionen für Studierende und Forschende als auch vielfältige Angebote zur Weiterbildung. Das finde ich besonders interessant, da ich in meinem Studium kaum Wahlmöglichkeiten habe und ich mir über EUGLOH einen Einblick in andere Spezialisierungen verschaffen kann. Allem voran ist es die Community, die ich wertschätze. Die Bürokratie und Systeme der Partneruniversitäten, die teilweise schwer zu vereinbaren sind, können eine ziemliche Herausforderung darstellen. Im EUGLOH-Netzwerk sind aber so viele tolle Menschen aktiv, die ihr Herzblut in das Projekt stecken, und das merkt man sehr. Außerdem finde ich schön, dass man auch Mitarbeitende der Universitäten kennenlernt und einen Einblick in deren Arbeit bekommt – so kann man Brücken zwischen Personal und Studierenden schlagen und Hürden abbauen. Das Herzstück bildet für mich als Studierende die Studierendenschaft. Ich finde es wertvoll, Studierende aus anderen Ländern und Städten kennenzulernen und dass wir unsere Erfahrungen und Werte teilen, voneinander lernen und etwas bewegen können. Ich bin zwar selbst noch nicht so lange dabei, aber man merkt, dass sich unter den Studis echte, langfristige Freundschaften bilden und es ist immer wieder schön, dieselben alten und neuen Gesichter, vor allem in Präsenz und nicht nur online, zu sehen.
Als EUGLOH-Studierendenvertreterin waren Sie kürzlich auch an der University of Alcalá in Spanien. Warum ist die Studierendenarbeit aus Ihrer Sicht so wichtig?
EUGLOH wurde auf der Idee einer europäischen Universität und einer europäischen Studierendenschaft gegründet. Daher sehen wir die Studierenden als Herzstück und als neue Generation derer, die Europa mitgestalten, obgleich natürlich alle Akteurinnen und Akteure wichtig sind.
EUGLOH hat einen starken Fokus auf Studierende und deren internationale Vernetzung und Mobilität. Wenn etwas für Studierende gemacht wird, sollte dies natürlich auch von Studierenden aktiv mitgestaltet werden, beispielsweise während der Konzeption oder über nachträgliches Feedback. Oftmals haben die beteiligten Gruppen, vor allem Hochschulleitungen, Mitarbeitende, Forschende und Studierende, unterschiedliche Vorstellungen davon, was gefördert werden sollte oder was Studierende möchten. Daher ist es wichtig, die Einschätzungen der betroffenen Gruppe aus erster Hand einzuholen – im EUGLOH-Kontext und darüber hinaus. Wir Studierende profitieren nicht nur von EUGLOH, sondern wir leisten auch einen aktiven Beitrag und investieren viel Arbeit, und sollten deswegen mitentscheiden dürfen, in welche Richtung das Projekt geht. Das ist uns in der Studierendenvertretung besonders wichtig. So sind wir zum Beispiel sehr stolz darauf, dass wir es geschafft haben, künftig auch in den höchsten Gremien von EUGLOH ein Mitsprache- und Stimmrecht zu bekommen.
Eine wichtige studentische Initiative stellen außerdem unsere Roadtrips zu den EUGLOH-Partneruniversitäten dar. Durch diese Besuche können wir vor allem die neuen Mitgliedsuniversitäten direkt einbinden, soziale Kontakte knüpfen, Wissen teilen und ihnen beim Aufbau eigener Local Student Boards helfen. Ich war dieses Jahr auf einem Roadtrip zur University of Alcalá dabei. Dort haben wir unser Wissen darüber geteilt, wie unsere Student Boards funktionieren, welche Prozesse es gibt und wie man Herausforderungen überwinden kann. Wir haben u.a. Brainstorming-Aktivitäten und Rollenspiele durchgeführt um zu lernen, wie man auch bei sehr unterschiedlichen Meinungen zu Kompromissen kommen kann. Alles in allem lernen wir durch die Roadtrips viel voneinander, verbessern unsere Arbeit in den Local Student Boards und können unsere Freundschaften und somit auch die Allianz insgesamt stärken.
Was sind Ihre beruflichen Pläne und wie könnten Sie in diesem Zusammenhang eventuell von EUGLOH profitieren?
Das weiß ich momentan noch nicht so genau – mein Ziel ist, dies im kommenden Sommersemester herauszufinden. Generell möchte ich im Gesundheitssektor arbeiten – ob über ein weiteres Masterprogramm (z.B. Public Health oder Data Science), eine Promotion oder einen Job wird sich noch zeigen. Abgesehen von meinem persönlichen Nutzen durch EUGLOH, zum Beispiel über meine Auslandserfahrung und meine neu gewonnenen Freundschaften, würde ich sagen, dass ich beruflich in dreierlei Hinsicht von EUGLOH profitieren könnte: Erstens lerne ich durch die Studierendenarbeit viele wichtige Skills bezüglich Organisation, (internationale) Zusammenarbeit und Selbstständigkeit. Zweitens bessert mein aktives Engagement für EUGLOH meinen Lebenslauf deutlich auf. Drittens lerne ich neue interessante Fachgebiete, Projekte und Personen kennen und kann dadurch professionelle Kontakte knüpfen, aus denen sich wiederum Karriereoptionen ergeben könnten.