Als Simon Schreiner 13 Jahre alt war, wurde er schwer krank. Die Kinderkrebshilfe in seiner Heimatstadt Cham half ihm und seiner Familie, die schwere Zeit zu überbrücken. Jetzt engagiert sich der 21-Jährige neben seinem Statistikstudium an der LMU selber in dem Verein, um sich so für die Unterstützung zu bedanken und anderen Betroffenen zu helfen. Das Deutschlandstipendium belohnt, wie er sich trotz Krankheit an die Uni gekämpft hat und sich für die Gesellschaft einsetzt.
Simon engagiert sich für die Kinderkrebshilfe
LMU-Statistikstudent Simon Schreiner hilft seit 2020 neben dem Studium ehrenamtlich in seiner Heimat bei der Kinderkrebshilfe in Cham. Das ist ein kleiner Verein, der Familien von krebserkrankten Kindern und Jugendlichen finanziell und im Rahmen einer Selbsthilfegruppe unterstützt. „Betroffene Eltern können in solchen Fällen oft nicht arbeiten“, erklärt der 21-Jährige. Allein schon, weil sie den Nachwuchs zwei- bis dreimal pro Woche zur Behandlung fahren müssten. Die Finanzspritzen des Vereins decken die Ausgaben natürlich bei Weitem nicht ab. Als Teil des Vereins versucht Simon daher, die Eltern zusätzlich mental zu entlasten.
Regelmäßig kümmert sich der Verein um die Organisation der Selbsthilfegruppen. Dabei wird nicht im Kreis gesessen und über Probleme diskutiert. Sondern vielmehr gespielt, gebastelt und den Kindern – wenn es möglich ist – ihr Herzenswunsch erfüllt. „Zudem können sich die Eltern untereinander austauschen und gemeinsam Zeit verbringen“, erklärt Simon. Ziel sei es, dass die Kinder auf andere Gedanken kommen und die Eltern entlastet werden. „Denn bis zur Genesung ist die Leidenszeit eine riesige Herausforderung für die ganze Familie.“
Sein Engagement kommt nicht von ungefähr. Vor acht Jahren war Simon selbst an Krebs erkrankt. Damals unterstützte ihn und seine Eltern die Kinderkrebshilfe in Cham, die Zeit psychisch gut zu überstehen und bis zur Heilung zu überbrücken. Mit seinem Einsatz möchte der 21-Jährige daher etwas zurückgeben. „Außerdem können die älteren Kinder von einem Erwachsenen, der das selbst durchlebt hat, viel mitnehmen“, erklärt er. Auch durch sein junges Alter habe er eine gute Bindung zu ihnen. „Und natürlich fühlt es auch gut an, wenn man ein bisschen helfen kann.“
Er will an die Uni - als erster in der Familie
Dass Simon heute an der LMU studiert, war durch seine Erkrankung alles andere als selbstverständlich. In der 8. Klasse konnte er wegen seiner Krebstherapie gar nicht in der Schule. Als es ihm wieder etwas besser ging, kam immerhin ein Lehrer für Deutsch, Mathe, Französisch und Latein zu ihm. In den Nebenfächern wurde er aber gar nicht unterrichtet. In die 9. Klasse startete er mit einer Probezeit, die er zum Glück gerade so bestand. Doch dann packte ihn der Ehrgeiz, weil er an die Uni wollte – als erster in der Familie. Und seine Noten wurden spätestens ab der 11. Klasse immer besser.
Inzwischen studiert Simon an der LMU Statistik und Data Science. Dabei geht es vereinfacht gesagt darum, durch Daten Vorhersagen treffen zu können und Unsicherheiten in Daten in Kennzahlen festzuhalten. Seit Studienbeginn wird er ständig pauschal gefragt, wozu es so etwas braucht. Aber seit dem Aufkommen von Künstlicher Intelligenz und vor allem ChatGPT wächst das Verständnis. Der 21-Jährige erklärt dann, dass sich ein solches Programm ohne Statistik nicht programmieren ließe. Auch in der Wirtschaft sind Datenanalysen ein Riesenthema.
Ehrenamt als Deutschlehrer
Da Simon in den Semesterferien regelmäßig Praktika absolviert, musste er sein Engagement bei der Freiwilligen Feuerwehr in Cham leider stark zurückfahren. Aber auch in München findet er immer wieder Möglichkeiten, sich einzubringen. Beispielsweise beim Sozialträger Condrobs, der Deutschlehrer für die interkulturelle Hausaufgabenbetreuung für junge Geflüchtete gesucht hatte. „Dadurch bin ich mit vielen jungen Leuten aus vielen verschiedenen Ländern in Kontakt gekommen“, berichtet Simon erfreut. Allerdings seien ihre Lebensgeschichten oft weniger schön gewesen.
Das Deutschlandstipendium hilft Simon, sich neben seinem Studium weiterhin um die krebskranken Kinder in Cham zu kümmern. Denn er will unabhängig von seinen Eltern sein und müsste sich sonst wieder einen Nebenjob suchen. Ein wenig eingeschränkt ist er durch seine Knochenschäden an den Beinen bis heute. Ausruhen will er sich auf seinem Stipendium aber nicht, zusätzliches Geld aber lieber durch Werkstudenten-Jobs verdienen. Jetzt muss er aber erst mal seinen Bachelor abschließen, danach folgt der Master. Solange er nicht doch noch eines Tages nach Mexiko zieht, verspricht er, wird er weiterhin regelmäßig nach Cham fahren.
Fördern Sie mit dem Deutschlandstipendium
Das Deutschlandstipendium an der LMU lebt von der Unterstützung von Unternehmen, Stiftungen oder Privatpersonen. Ihre steuerlich absetzbare Spende in Höhe von 150 Euro pro Monat wird von der Bundesregierung verdoppelt und kommt ohne Abzüge bei den Stipendiatinnen und Stipendiaten an. So können sich junge Menschen auch in Krisenzeiten wie diese ohne Geldsorgen um die Zukunftsfragen unserer Gesellschaft kümmern.