Trotz seiner erst 22 Jahre hat Jacob Schaal in seinem Leben schon viele Erfahrungen gesammelt. Während seines Studiums engagierte er sich ehrenamtlich im sozialpolitischen Bereich, nach dem Studium ging es im Sommer für ein Praktikum im Bereich KI-Politik nach Brüssel. Auch durch die Unterstützung des Deutschlandstipendiums hat der gebürtige Münchner jetzt die freie Wahl, ob er seinen Master in Oxford, Harvard oder doch lieber in London machen will.
„Mir gefiel das Quantitative der VWL, verbunden mit dem gesellschaftlichen Bezug.“
Jacob Schaal kommt nicht aus einem wohlbehüteten Elternhaus, das viel Geld für die Nachhilfe des Sprösslings zur Verfügung hatte. Aber seine alleinerziehende Mutter schuf trotz begrenzter Mittel ein unterstützendes Umfeld, in dem Jacob seine Neugier und seinen Lernwillen entfalten konnte. „Zum Glück hatte ich auch eine Freundesgruppe, in der wir uns gegenseitig motiviert und angespornt haben“, erzählt er. Zusätzlich habe er eine gewisse Lernbereitschaft gehabt und sich schon früh für relevante Themen außerhalb des Lehrplans interessiert.
2020 war Jacob der Erste in seiner Familie, der ein Studium begann – es wurde Volkswirtschaftslehre. „Eine Karriereberaterin hatte in einem Interview gesagt, man solle das Thema studieren, zu dem man sich die letzte Fachzeitschrift gekauft hat“, sagt er und lacht. Bei ihm war es „The Economist“. Natürlich hatte er sich aber auch viele Gedanken über seine Studienwahl gemacht. „Mir gefiel das Quantitative der VWL, verbunden mit dem gesellschaftlichen Bezug.“
Der Studienstart verlief für den damals 18-Jährigen wegen Corona nicht ganz einfach. „Ich konnte keinen meiner Kommilitoninnen und Kommilitonen persönlich kennenlernen, weil zu dieser Zeit alles online stattfand“, erinnert er sich. Auch die Tatsache, dass er aus einer Nichtakademikerfamilie stammt, machte die Sache nicht einfacher. Er habe sich infolgedessen dann immens auf sein Studium fokussiert. „Und andere Studierende und die Fachschaft haben mir sehr mit Best-Practice-Beispiele geholfen.“
Sommerschule an der Universität in Oxford
Offenbar mit großem Erfolg. Denn Jacob war bereits im dritten Semester Teilnehmer des Honors Programm der VWL-Fakultät. Dabei erhalten jedes Jahr die 15 besten Studierenden die Gelegenheit, Zusatzqualifikationen zu erwerben und ihr Netzwerk zu erweitern. Es folgten unter anderem ein Auslandssemester an der Universität Carlos III in Madrid und eine stipendienfinanzierte Sommerschule am Global Priorities Institute der Universität Oxford. Doch Jacob war nicht nur im Studium engagiert.
In den Sommersemesterferien 2022 trat er ein Praktikum im Deutschen Bundestag an. Denn der Münchner interessiert sich schon seit seiner Jugend für Sozial- sowie Umweltpolitik. Er hielt Reden bei Kundgebungen von Fridays for Future und war bei der Grünen Jugend aktiv. Mit 17 Jahren absolvierte er ein Praktikum im Bayerischen Sozialministerium, mit 18 Jahren kandidierte er bei den Kommunalwahlen und mit 19 Jahren half er den Grünen beim Bundestagswahlkampf.
Allerdings merkte Jacob in seiner Funktion als Kreisvorsitzender der Grünen Jugend, dass er kein Politiker werden will. Um etwas zu verändern, konzentrierte er sich daher zunehmend auf gesellschaftliches Engagement und gründete eine Hochschulgruppe. „Ziel war es, anderen mit einem möglichst großen sozialen Impact zu helfen“, erläutert er. Besonders bei den Themen Tierschutz, Klimaschutz oder der Entwicklungszusammenarbeit sah er großes Potenzial, nachhaltig wirken zu können.
Mentor einer ugandischen Studentin
Die Liste weiterer ehrenamtlicher Aktivitäten ist lang. Jacob war zum Beispiel vier Jahre lang Fußball-Schiedsrichter, hilft bei der Nichtregierungsorganisation Melengo einer ugandischen Studentin in Pfarrkirchen bei der Wohnungssuche, dem Campusleben und dem Umgang mit Behörden. Und er ist aktives Mitglied bei „Giving What We Can“, bei dem sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer verpflichten, zehn Prozent ihres Einkommens an Wohltätigkeitsorganisationen zu spenden.
Durch sein Praktikum in Brüssel bei einer Denkfabrik im Bereich KI-Politik und sein Studium in Großbritannien muss er einiges davon pausieren oder an andere übergeben. Viele der Ehrenämter wären aber ohne das Deutschlandstipendium gar nicht möglich gewesen. „Da ich wegen der Förderung nicht kellnern musste, konnte ich die Zeit für die vielen Aktivitäten und als Forschungsassistent nutzen“, erklärt er. Da habe er viel gelernt. Zum Schluss half ihm die geschenkte Zeit, sich auf seine Masterbewerbungen fokussieren zu können.
Und die haben die Eliteuniversitäten offensichtlich überzeugt. Denn nicht nur die London School of Economics, sondern auch die in Oxford und Harvard wollten Jacob haben. Er hat sich schlussendlich für London entschieden. „Das sind zwar tolle Namen, aber der Master in London ist einfach der beste“, ist er überzeugt.
Nach dem Master könnte sich Jacob gut vorstellen, in der englischen Landeshauptstadt zu promovieren. Auch eine Rückkehr nach Brüssel schließt er nicht aus, weil ihn die KI-Politik wahnsinnig fasziniert hat. Egal, wofür er sich entscheidet: Der 22-Jährige will sich auf alle Fälle weiter sozial und politisch einbringen. Es sei zwar nicht immer naheliegend, aber auch die Forschung sei politikrelevant, weil daraus politische Empfehlungen abgeleitet werden können. Er verspricht: „Ich werde weiterhin Gutes tun.“
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Das Deutschlandstipendium an der LMU lebt von der Unterstützung von Unternehmen, Stiftungen oder Privatpersonen. Ihre steuerlich absetzbare Spende in Höhe von 150 Euro pro Monat wird von der Bundesregierung verdoppelt und kommt ohne Abzüge bei den Stipendiatinnen und Stipendiaten an. So können sich junge Menschen auch in Krisenzeiten wie diese ohne Geldsorgen um die Zukunftsfragen unserer Gesellschaft kümmern.