Gendergerechte Sprache
Was ist gendergerechte Sprache und wie kann ich gendersensibel formulieren? Hinweise und Beispiele für die praktische Umsetzung.
Was ist gendergerechte Sprache und wie kann ich gendersensibel formulieren? Hinweise und Beispiele für die praktische Umsetzung.
Lange hat die Verwendung des generischen Maskulinums dazu beigetragen, dass Frauen in vielen Texten sprachlich unsichtbar waren. Die Hälfte der Gesellschaft war einfach nur "mitgemeint".
Im Bereich Forschung und Wissenschaft hat eine durch das generische Maskulinum geprägte Sprache nicht zuletzt Auswirkungen auf die Qualität wissenschaftlicher Erkenntnisse. Außerdem vermittelt eine nicht gendersensible Sprache den Eindruck, Wissenschaft sei überwiegend eine Leistung von Männern. Das entspricht nicht der Realität. Die Anzahl der Professorinnen in der Wissenschaft nimmt seit Jahren kontinuirlich zu, ca. die Hälfte der Studierenden und Promovierenden in Deutschland sind Frauen. Auch bei Forschungsfragen ist eine gendersensible Perspektive mitentscheidend für die Qualität der Ergebnisse. Spachliche Sichtbarkeit wirkt auch einem Gender Bias in vermeintlich neutralen Algorithmen und KI entgegen.
Frauen und alle, die sich nicht in einer binären Geschlechtereinteilung wiederfinden, haben ein Recht auf Sichtbarkeit.
Sprache war und ist immer im Wandel und verändert sich kontinuierlich. Der Frauenbeauftragten der LMU ist es ein Anliegen, dass dieses kreative und inklusive Potential der Sprache im Hochschulkontext anerkannt und auf allen Ebenen angewandt wird. Sprache ist ein wichtiger Beitrag zu mehr Chancengerechtigkeit und Vielfalt. Respekt und Anerkennung werden durch Sprache vermittelt.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten gendersensibel, fair und inklusiv zu formulieren. Keine ist bisher verbindlich oder vom Deutschen Rechtschreibrat empfohlen.Je nach Kontext eignen sich manche besser als andere:
Im Dezember 2018 verabschiedete der Bundestag den Eintrag einer dritten Geschlechtsoption im Personenstandsgesetz. Im Geburtenregister ist seitdem zusätzlich zu "männlich" und "weiblich" die Angabe "divers" oder der Verzicht auf die Eintragung möglich. Dies macht auch eine entsprechende Umstellung in der Sprache erforderlich. Empfehlenswert ist es deshalb genderumfassende Beschreibungen und Formulierungen zu verwenden, wenn alle angesprochen werden. Sollte dies nicht möglich sein, können in der nichtamtlichen Korrespondenz alternativ Gender* (Asterisk), Gender_ (Gender-Unterstrich), Gender: (Gender-Doppelpunkt) etc. verwendet werden.
Sprache verändert sich kontinuierlich im Hinblick auf gesellschaftliche Vorstellungen und Anforderungen. Die folgenden Formulierungsbeispiele sind demgemäß vor allem als Orientierung zu verstehen und sollen einen Beitrag leisten, Sprache reflektiert, kreativ und diskriminierungssensibel zu verwenden.
Grundsätzlich gilt: Versuchen Sie sprachliche Formulierungen und Bilder, die veraltete Rollenklischees oder Stereotype bedienen (z.B. "Milchmädchenrechnung", das "starke Geschlecht" etc.) zu vermeiden. Verwenden Sie hingegen lieber Formulierungen, die stereotype Vorstellungen nicht verstärken, sondern durchbrechen und so zu einer erweiterten Perspektive beitragen.
Auch Bildmaterial sollte sensibel verwendet werden, z.B. durch symmetrische gleichrangige Darstellung von Personen. Bilder sollten keine Stereotype transportieren.
Verwenden Sie nach Möglichkeit geschlechtsneutrale Personenbezeichnungen und Formulierungen. Sprache bietet dabei vielfältige Möglichkeiten binäre Personenbezeichnungen in eine genderneutrale Formulierung umzuwandeln: Plural und Partizipialformen, unpersönliche Pronomen, direkte Anrede, Verben und Adjektive, Kollektivbezeichnungen, Infinitiv oder Passiv.
Der Gender* wird aktuell häufig für eine nicht-binäre Schreibweise verwendet. Ursprünglich kommt der Stern aus der Programmiersprache und dient dort als Platzhalter für eine beliebige Anzahl von Zeichen - eine Symbolik, die sich auch gut auf die Vielfalt möglicher Geschlechtsidentitäten übertragen lässt. Der Gender* ist auf jeden Fall geeignet, um alle Geschlechter anzusprechen und eine binäre Schreibweise zu umgehen.
Die verschiedenen Möglichkeiten werden aktuell in Hinblick auf Lesbarkeit, Verständlichkeit, Barrierefreiheit etc. erprobt. Es gibt keine verbindliche orthographische Regel durch den Rat für deutsche Rechtsschreibung.
Bei der Anrede sollte auf eine gendersensible Formulierung geachtet werden. Bei Unsicherheit darüber welche Pronomen die angesprochene Person bevorzugt, empfiehlt es sich, die Person mit Vornamen und Namen zusprechen:
z.B. Guten Tag Kim Muster
Bei der Ansprache von Gruppen ist es ratsam die Gruppe zu adressieren:
z.B. Sehr geehrtes Laborteam, Liebes Publikum
In der E-Mail-Signatur kann außerdem auf das eigene gewünschte Personalpronomen hingewiesen werden: z.B. Alex Müller (sie/ihr).
Zudem ist ein Passus denkbar, der die zukünftige Ansprache in der persönlichen Kommunikation erleichtert: Mein Pronomen ist sie/ihr. Gerne können Sie mir mittteilen, wie ich Sie ansprechen soll.
In Lehrveranstaltungen, Reden und Grußworten sollten alle Geschlechter angesprochen werden. Verwenden Sie deshalb möglichst geschlechtsneutrale Formulierungen (z.B. Studierende, Kollegium). Sollte dies nicht möglich sein, können nonbinäre Personenbezeichnungen mit *_:' mit einer kleinen Pause ausgesprochen werden, um so die nicht-binäre Schreibweise auszudrücken.
Grundsätzlich ist zu prüfen, ob die Angaben zum Geschlecht rechtlich, statistisch oder auf anderer Grundlage erforderlich sind. Wenn dies der Fall ist, müssen auf jeden Fall folgende Optionen zur Auswahl stehen (vgl. dazu § 22 Abs. 3 Personenstandsgesetz):
Stellenausschreibungen neutral formulieren, damit sich alle angesprochen fühlen (z.B. Personalsachbearbeitung). Sollte dies nicht möglich sein, muss zumindest die Doppelnennung mit einem Zusatz in Klammern erfolgen: z.B. Referentin/Referent (m,w,d) oder Referent*in (nach AGO Bayern nicht zulässig). Grundsätzlich ist bei der Stellenausschreibung darauf zu achten, dass die Formulierung alle anspricht und auch beim Stellenprofil und den Anforderungen keine Geschlechterstereotype transportiert werden.
(Vor-)Namen nach Möglichkeit einmal oder immer ausschreiben (z.B. in wissenschaftlichen Texten, Zitaten etc.).