Über das MHZ

Europa und die Ukraine im 20. Jahrhundert - sowjetische Herrschaft, deutsche Okkupation und konflikthafte Erinnerungen

Holodomor-Gedenken, Statue eines hungernden Mädchens, Kyiv

Das Mykola-Haievoi-Zentrum für moderne Geschichte ist ein gemeinsam von der LMU München und der Ukrainischen Katholischen Universität in Lviv getragenes Forschungszentrum unter der Leitung von Prof. Dr. Martin Schulze Wessel und Prof. Dr. Yaroslav Hrytsak. Gegenstand der Forschung ist die Herrschaft der zwei großen verbrecherischen Regime der europäischen Geschichte des 20. Jahrhunderts, des nationalsozialistischen Deutschlands und der Sowjetunion unter Stalin, am Beispiel der Ukraine sowie die umstrittene und verflochtene Erinnerung an ihre Massenverbrechen.

Luftbild der LMU

LMU, München

© LMU

Das Zentrum zeichnet sich durch einen transnationalen Ansatz und durch Multiperspektivität im Hinblick auf verschiedene Opfergruppen aus und verknüpft systematisch die Geschichte der Massengewalt mit ihrer Erinnerung im 20. und 21. Jahrhundert. Das Ziel ist, eine nachhaltige Verbindung zwischen den Forschungszentren in Lviv und München und ihren jeweiligen Netzwerken zu schaffen, um parallele und komplementäre Kompetenzen produktiv zu verknüpfen.

Die Tätigkeit des Zentrums beruht auf einer vierjährigen Förderung des Forschungsvorhabens „Europa und die Ukraine im 20. Jahrhundert – sowjetische Herrschaft, deutsche Okkupation und konflikthafte Erinnerungen“ durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Das Mykola-Haievoi-Zentrum soll in dieser Zeit weiter entwickelt und als gemeinsame Einrichtung der Ludwig-Maximilians-Universität und der Ukrainischen Katholischen Universität verstetigt werden. Das Zentrum ist nach einem Doktoranden der UCU benannt, der im Zentrum mitarbeiten sollte und Ende August 2024 wenige Wochen vor dessen Eröffnung im Krieg gegen die russische Invasion gefallen ist.

Luftbild Ukrainische Katholische Universität

UCU, Lviv

© UCU Press Service

Die Forschung ist in drei Themenachsen organisiert. Die erste Themenachse befasst sich mit der sowjetischen Herrschaft in der Zeit Stalins und der deutschen Besatzung der Ukraine im Zweiten Weltkrieg. Die deutsche und die sowjetische Herrschaft werden am Beispiel der Ukraine vergleichend und in ihrer Beziehung zueinander untersucht. Die zweite Themenachse behandelt die deutsch-ukrainischen Beziehungen mit einem Schwerpunkt in der Zeit des Zweiten Weltkriegs. In der dritten Themenachse steht die Geschichte der Erinnerung an die beiden großen verbrecherischen Regime der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, des nationalsozialistischen Deutschlands und der Sowjetunion unter Stalin, während des Kalten Kriegs und danach am Beispiel von Diskursen über ihre Herrschaft in der Ukraine im Mittelpunkt.

Prof. Martin Schulze Wessel, Leiter des Zentrums in München

“Ukraine has suffered more from the mass crimes of the two totalitarian regimes of 20th-century European history, the Stalinist Soviet Union and National Socialist Germany, than other parts of Europe. At the same time, Ukrainians made a significant contribution to the military victory over National Socialism and also to the peaceful overcoming of Soviet rule. The research of the Mykola Haievoi Center is concerned with critically and objectively investigating the history of violence in the 20th century in context. The center is also intended to contribute to strengthening Ukrainian perspectives on the European history of the 20th century.”

Prof. Yaroslav Hrytsak, Leiter des Zentrums in Lviv

“At UCU, we have established connections with a group of German researchers who focus on 20th-century Ukrainian history, particularly the study of the Nazi and Soviet regimes in Ukraine. Therefore, we decided to launch a project together that will focus on war and violence in Ukraine. Unfortunately, this theme is repeating itself in a very tragic and horrific way now—during Russia’s war against Ukraine. This issue did not arise today. It has historical roots. Hence, it makes deep sense to study the history of 20th-century Ukraine and Europe in order to better understand this war through the lens of previous wars and to determine potential scenarios for resolving this situation.”