100. Geburtstag von Prof. em. Dr. Hans Schiefele
20.07.2024
20.07.2024
100. Geburtstag von Prof. em. Dr. Hans Schiefele (Lehrstuhl für Empirische Pädagogik und Pädagogische Psychologie)
Am 20. Juli 2024 feiert Prof. em. Dr. Hans Schiefele seinen 100. Geburtstag. Die Fakultät für Psychologie und Pädagogik der LMU München gratuliert sehr herzlich und nimmt dieses Jubiläum zum Anlass, seine bleibenden Verdienste um die Fakultät und um sein Fachgebiet zu würdigen.
An die LMU München, wo er bereits Psychologie studiert hatte und 1956 promoviert wurde, wurde er nach weiteren beruflichen Stationen an der Pädagogischen Hochschule München-Pasing und der Pädagogischen Hochschule Augsburg 1968 berufen und 1989 dort emeritiert.
Von 1974 bis 1977 wirkte Hans Schiefele als Dekan der an der LMU neugegründeten Fakultät für Psychologie und Pädagogik und trug während seiner Amtszeit maßgeblich zu einer erfolgreichen Integration der Pädagogischen Hochschule Pasing in die LMU München bei. In diesem Kontext schuf er durch die Gründung des Instituts für Empirische Pädagogik und Pädagogische Psychologie auch einen organisatorischen Rahmen, um sein Fachgebiet innerhalb der LMU prominent zu machen.
Mit seinem Lehrstuhl entwickelte Prof. Schiefele ein innovatives Forschungsprofil, das sich in seiner konsequent empirischen Ausrichtung deutlich von der bis dahin vorwiegend geisteswissenschaftlich arbeitenden Pädagogik abhob. Die am Lehrstuhl bearbeiteten Forschungsfragen griffen aktuelle pädagogische Probleme von Unterricht und Schule wie die Verbesserung von Chancengerechtigkeit, die Förderung der Lernmotivation, die Individualisierung des Lernens oder das Lernen mit Medien sowie die Entwicklung von Medienkompetenz auf. Durch die Verbindung pädagogischer und psychologischer Ansätze und die Einbeziehung fachdidaktischer Überlegungen hatten seine Arbeiten eine Vorreiterrolle für die sich später etablierende empirische Bildungsforschung. Bis heute können einige seiner großen Themen auch in den Forschungen seiner Nachfolger am Lehrstuhl, Prof. Mandl und Prof. Fischer, wiedergefunden werden.
Internationale Beachtung fanden vor allem Hans Schiefeles Beiträge zur Entwicklung einer pädagogischen Interessentheorie, die sich von anderen Motivationstheorien durch die Berücksichtigung gegenstandsspezifischer Anreize und Bedingungen der Lernsituation unterscheidet.
Die Lehrveranstaltungen von Prof. Schiefele erfreuten sich stets großer Beliebtheit. In den klar strukturierten Vorlesungen spürten die Studierenden seine Begeisterung für die Lehre. Auch die exzellente Nachwuchsförderung ist ein besonderes Merkmal der wissenschaftlichen Lebensleistung von Prof. Schiefele. Während seiner Zeit an der LMU betreute er 90 Dissertationen als Erstgutachter sowie weitere 27 als Zweitgutachter und begleitete zahlreiche Habilitationen. Für viele der von ihm geförderten Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler war dies der Ausgangspunkt für erfolgreiche Karrieren in der Wissenschaft, in der Bildungsadministration, in Weiterbildungseinrichtungen oder in den Medien.
Für seine Verdienste wurde Prof. Hans Schiefele 1976 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet, 1991 wurde ihm die Ehrendoktorwürde der Universität der Bundeswehr verliehen, 1992 der Willhelm-Ebert-Preis des BLLV.
Im Namen der Fakultät wünschen wir Prof. Schiefele noch viele erfüllte Jahre, in denen er sich seiner reichhaltigen Interessen, nicht zuletzt im literarischen Bereich, erfreuen kann.
Prof. Dr. Ewald Kiel, Dekan