Prof. Dr. Isabelle Mandrella, Philosophie, Fakultät 01
Prof. Dr. Daria Pezzoli-Olgiati, Religionswissenschaft, Fakultät 02
Prof. Dr. Loren Stuckenbruck, Neues Testament, Fakultät 02
Prof. Dr. Martin Thurner, Philosophie, Fakultät 01
Prof. Dr. Robert Yelle, Religionswissenschaft, Fakultät 10
Eine interdisziplinäre Veranstaltung für Studierende der evangelischen und katholischen Theologie, der Philosophie und der Religionswissenschaft
Karten leisten Orientierung in der Welt. In ihnen wird die räumliche Lebensgrundlage des Menschen anhand konventionalisierter Zeichen und Vorgehensweisen nachgezeichnet, so dass die Welt in ihrer Ganzheit skizziert werden kann und überschaubar wird. Das geplante Seminar in Venedig beschäftigt sich mit einer ganz besonderen Weltkarte, die in der Philosophie, Religions- und Kartographie-Geschichte einen besonderen Platz einnimmt: Fra Mauros mappa mundi wurde auf der Insel San Michele in Venedig um 1460 fertiggestellt und befindet sich heute in der Biblioteca Nazionale Marciana.
Diese Weltkarte, die 223 x 233 cm misst, steht im Übergang zwischen der mittelalterlichen Kartographie und einer neuzeitlichen Annährung an eine Welt, die aufgrund von intensiven Kulturaustauschen – gerade in der Lagunenstadt – und ersten Entdeckungsreisen immer größer wird.
In der mit fast 3000 Inschriften versehenen mappa mundi reflektiert der ausgewiesene venezianische Kartograph in der Ich-Form über die Beschaffenheit von Landschaftselementen, über alle Orte der damals bekannten Welt und nimmt zu schöpfungstheologischen und raumphilosophischen Debatten seiner Zeit differenziert Stellung. Gibt es tatsächlich Monster in Afrika? Wo befindet sich der Garten Eden? Warum kann Jerusalem nicht im geometrischen Zentrum der Erde sein?
In der spannungsvollen Rezeption biblischen und schöpfungstheologischen Gedankenguts, antik-mittelalterlicher Philosophie und Kosmologien aus Christentum und Islam, frühneuzeitlicher Raumspekulationen sowie schriftlicher Reiseberichte und mündlicher Erzählungen von Diplomaten, Missionaren und Seeleuten verdichtet Fra Mauro ein enzyklopädisches Wissen über die Welt, den Kosmos und den Platz, den der Mensch als Geschöpf Gottes darin einnimmt.
Um diese herausragende Weltkarte in der Philosophie-, Theologie-, Religions- und Kartographie-Geschichte adäquat verorten zu können und sie zu untersuchen, finden vor dem Blockseminar in Venedig wöchentliche Vorbereitungssitzungen an der LMU statt. In Venedig wird anhand unterschiedlicher Fragen und Zugänge die mappa mundi im Zentrum stehen: Ihre Produktion sowie die verschiedenen Ebenen dieser einzigartigen Repräsentation (Bilder, Texte, kartographische Elemente) und die Geschichte ihrer Rezeption werden anhand von Vorträgen und Gruppenarbeiten analysiert. Wir werden in der Biblioteca Nazionale Marciana die Weltkarte im Original sehen und die Orte besuchen, an denen die Karte entstanden ist.
Termine an der LMU
- 17. Oktober 2024, 12–14 Uhr c.t.
- 24. Oktober 2024, 12–14 Uhr c.t.
- 31. Oktober 2024, 12–14 Uhr c.t.
- 07. November 2024, 12–14 Uhr c.t.
- 14. November 2024, 12–14 Uhr c.t.
- 21. November 2024, 12–14 Uhr c.t.
Blockseminar in Venedig
Donnerstag 09.01.2025 (Anreise) bis Sonntag 12.01.2025 (Abreise am Sonntagnachmittag)
Anmeldung
Sie finden das Seminar ab nächstem Semester im LSF und können es in Ihrem jeweiligen Studiengang buchen.
Informationen
Für weitere Informationen stehen die Dozierenden gerne zur Verfügung
Digitale Reproduktionen der Weltkarte
https://engineeringhistoricalmemory.com/FraMauro.php
https://mostre.museogalileo.it/framauro/en/introduction.html
Bibliographie
Cattaneo, Angelo, 2011, Fra Mauro’s Mappa Mundi and Fifteenth-Century Venice, Tourhout: Brepols.
Egel, Nikolaus Andreas, 2014, Die Welt im Übergang. Der diskursive, subjektive und skeptische Charakter der Mappamondo des Fra Mauro, Heidelberg: Universitätsverlag Winter.
Falchetta, Piero, 2006, Fra Mauro’s World Map, with a commentary and translations of the inscriptions, Turnhout: Brepols.
Falchetta, Piero, 2016, Storia del Mappamondo di Fra’ Mauro, con la trascrizione integrale del testo, Rimini: Imago/Biblioteca Nazionale Marciana.
Bildlegende
Screenshot aus: Fra Mauro’s Map of the World (1460)