Wie wirkt sich die Coronapandemie auf die Bildungschancen von Kindern aus? Warum unterscheiden sich Bildungs- und Erwerbsverläufe nach Geschlecht? Und warum macht sich selbst bei Akademikerinnen und Akademiker ihre soziale Herkunft beim Berufseinstieg bemerkbar? Diese und weitere Fragen beantworten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der LMU in den folgenden Interviews, die 2021 und 2022 geführt wurden.
Schule und ungleiche Bildungschancen
„Jetzt anfangen, für die Zukunft zu planen“
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„Anfangen, für die Zukunft zu planen"
Monika Schnitzer ist Professorin für Komparative Wirtschaftsforschung an der LMU und Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. In einem Interview im April 2021 ordnete sie die gesellschaftlichen Auswirkungen der Coronapandemie in Deutschland ein und stellte das Thema Bildung in den Fokus: „Wir haben ja schon vor der Krise gesehen, dass in Deutschland der Bildungserfolg stark vom sozialen Hintergrund abhängig ist. Das hat sich mit der Pandemie noch einmal deutlich verschärft."
Auf die Frage, ob es zutreffe, von einer „verlorenen Generation Corona“ zu sprechen, antwortete Monika Schnitzer: „Die Gefahr besteht, deshalb ist es extrem wichtig, dass man alles tut, um entstandene Bildungslücken wieder aufzuholen, und noch mehr. Denn das Bildungsergebnis in Deutschland war ja schon vor Corona nicht befriedigend. Es müssen massive Anstrengungen unternommen werden, damit verhindert wird, dass sich die ungleichen Chancen weiter verfestigen."
Bildung nach der Coronapandemie: „Schule weiterdenken“
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„Schule weiterdenken“
Wie wirkte sich die Coronpandemie auf den Bildungserfolg von Kindern aus? „Aus internationalen Studien wissen wir, dass es durch die Schulschließungen deutliche Lern- und Leistungseinbußen gab. Davon sind nicht alle Schülerinnen und Schüler gleichermaßen betroffen, sondern vor allem Kinder aus sozial benachteiligten Familien, die weniger Unterstützung zuhause vorfinden", sagte Annabell Daniel, Professorin für Allgemeine Pädagogik mit Schwerpunkt empirische Bildungsforschung an der LMU, in einem Interview.
Darin erläuterte sie auch, wie sich ungleichen Bildungschancen gegensteuern ließe und warum bei etwa 20 Prozent aller Kinder die Kompetenzen voraussichtlich nicht für eine Berufsausbildung reichen.
Soziale Herkunft und Karriereverläufe
LMU-Studie: Soziale Herkunft prägt Berufseinstieg von High Potentials
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Vererbung von Lebenschancen
Dr. Fabian Kratz vom Lehrstuhl für Quantitative Ungleichheits- und Familienforschung am Institut für Soziologie der LMU, zeigte in einer Studie, welche große Rolle die soziale Herkunft beim Berufseinstieg für Akademikerinnen und Akademiker spielt. Erst im Laufe des Berufslebens machen Uni-Absolventinnen und -Absolventen negative Effekte einer bildungsarmen Herkunft wett.
„Beim Berufseinstieg ist Leistung noch nicht so sichtbar, zugleich zählen Auslandsaufenthalte und Praktika, die sozial selektiv sind, sowie das Netzwerk der Eltern. Junge Akademikerinnen und Akademiker, deren Eltern über wenige Ressourcen verfügen, haben daher eher Probleme beim Jobstart“, erläuterte der LMU-Soziologe die Studienergebnisse.
Zur Wirkung von Stereotypen
Zum Interview: „Interessen wecken, unabhängig von Stereotypen“
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Warum Stereotype Bildungschancen beeinflussen
Woran liegt es, dass weniger Frauen als Männer MINT-Studiengänge wählen? Nicht an den Kompetenzen, sagt Frank Niklas, Professor für Pädagogische Psychologie und Familienforschung an der LMU: „Im Kindergartenalter gibt es bei den Kompetenzen von Jungen und Mädchen keine Unterschiede, die auf dem Geschlecht basieren."
Im Interview erläutert Frank Niklas, wie Geschlechtsstereotype wirken, und gibt Eltern den Rat, diese nicht noch zu befördern: „Eltern sollten ihrem Kind die Chance geben, die eigenen Interessen zu entfalten, völlig unabhängig davon, ob es ein Junge oder ein Mädchen ist."
Studie: Teilzeitarbeit ist wichtiger Treiber des Gender Wage Gap
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Wie Stereotype Erwerbsverläufe und Gehälter bestimmen
Katrin Auspurg, Inhaberin des Lehrstuhls für Quantitative Methoden der Empirischen Sozialforschung an der LMU, forscht über den sogenannten Gender Wage Gap. Der Begriff bezeichnet die ungleichen Löhne zwischen Männern und Frauen, wobei Frauen im Durchschnitt weniger verdienen.
In einer Studie zeigte sie, dass Teilzeitarbeit die geschlechterspezifische Lohnlücke in Deutschland befördert.
Warum es den Gender Wage Gap überhaupt gibt und er sich gerade in Deutschland so lange hält, erläuterte die LMU-Soziologin in einem
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