Das Jahr im LMU-Newsroom
30.12.2024
Ein Blick auf die Themen, die Leserinnen und Leser der LMU-News im Jahr 2024 besonders interessiert haben.
30.12.2024
Ein Blick auf die Themen, die Leserinnen und Leser der LMU-News im Jahr 2024 besonders interessiert haben.
Der LMU-Newsroom gibt laufend aktuelle Einblicke in Forschung und Studium an der LMU. Was Leserinnen und Leser in den vergangenen Monaten bewegt und interessiert hat, zeigt der folgende Jahresrückblick:
Kommunikationsforscher Professor Carsten Reinemann untersucht, wie sich Menschen eine Meinung bilden und was YouTube, TikTok & Co. daran geändert haben. Anfang 2024 erschien ein Interview im LMU-Newsroom mit ihm, das sehr viele Lesende interessiert hat. Darin erläutert der LMU-Kommunikationswissenschaftler, wie soziale Medien auf die Meinungsbildung wirken, und stellt Forschungsfragen vor, denen er in einem aktuellen Projekt nachgeht:
„Früher gab es quasi ein Monopol der traditionellen Medien, insbesondere im journalistischen Bereich. Dieses Monopol wird nun aufgebrochen, was positive als auch problematische Aspekte hat. Einerseits kann man von einer Demokratisierung der öffentlichen Kommunikation sprechen. Andererseits gibt es Herausforderungen wie Desinformation, Fehlinformation und Hassrede. Die Frage, die wir uns im Rahmen des Projekts stellen, ist, wie und durch wen Meinungsmacht in diesen neuen Kanälen ausgeübt wird. Wir wollen verstehen, wie viele Menschen von Medien, denen sie vertrauen, erreicht werden und wie diese Medien letztendlich auf die Menschen wirken."
Zum Interview: Wer sind die Meinungsmacher?
Gerade auch ältere Zielgruppen, die das Netz in den letzten Jahren, verstärkt während der Corona-Pandemie, zu nutzen gelernt haben, sind anfällig [für Desinformation].Prof. Dr. Carsten Reinemann, Inhaber des Lehrstuhls Kommunikationswissenschaft mit dem Schwerpunkt:politische Kommunikation der LMU
„Eine akademische Laufbahn ist eine gute Entscheidung für jeden, der neugierig ist“, sagt Bärbel Stecher. Die Professorin für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene am Max von Pettenkofer-Institut der LMU forscht über das Mikrobiom des Darms. Sie untersucht seine Rolle für die Gesundheit des Menschen und wie es vor Infektionen schützt.
Zum Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft, zu dem in den sozialen Medien jährlich viel gepostet wird, erzählte die LMU-Forscherin in einem Video von ihrem Einstieg in die akademische Karriere: „Das Interesse für das Leben an sich und seine Vielfalt, das Verlangen danach, die Funktion dieser Organismen besser zu verstehen, hat mich dazu motiviert, Biologie zu studieren.“ Das Video sorgte zum Beispiel bei LinkedIn für viele Kommentare und einen Austausch unter den Lesenden.
Als Professorin habe ich einen sehr vielfältigen Arbeitsalltag.Prof. Dr. Bärbel Stecher, Professorin für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene am Max von Pettenkofer-Institut der LMU
Im März war das Interesse groß an einer Studie aus der Entwicklungspsychologie, die von vielen Medien aufgegriffen wurde. Ein Team um Professor Markus Paulus hatte die Entstehung des Mitgefühls bei Kindern untersucht. Die Ergebnisse wurden auch auf dem englischsprachigen Kanal reddit rege diskutiert.
Bereits mit 18 Monaten zeigen Kinder Mitgefühl. In diesem Alter ließen Kinder im Rahmen der LMU-Studie anhand ihrer Mimik oder Äußerungen erkennen, dass sie vom Leiden einer anderen Person berührt werden. Aus psychologischer Sicht ist das ein wichtiger Entwicklungsschritt. „Um Mitgefühl zu erfahren, muss das Kind zwischen dem Selbst und der anderen Person unterscheiden können“, sagt Markus Paulus.
Schon früh lassen sich Kleinkinder von den Gefühlen, etwa der Angst oder Trauer, anderer anstecken. Entwicklungspsychologisch ist diese emotionale Ansteckung ein erster Schritt hin zu Mitgefühl. „Bei Mitgefühl geht es darum, die Emotion auch regulieren zu können und nicht davon überwältigt zu werden“, erklärt Markus Paulus. Mitgefühl setzt neben der affektiven Resonanz also auch kognitives Erfassen und den Perspektivenwechsel zwischen dem Selbst und der anderen Person voraus.
Zur Meldung:
Mitgefühl entsteht im Laufe des zweiten Lebensjahrs
Zur Diskussion bei reddit: Empathy begins in infancy
Ein Kind könnte nicht überleben ohne feinfühlige Bezugspersonen, die mitfühlend handeln. Die Kinder lernen von ihnen, mit negativen Emotionen umzugehen. Dadurch sind sie in der Lage, das später selbst auch anzuwenden.Prof. Dr. Markus Paulus, Inhaber des Lehrstuhls für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie an der LMU
Zum Start in das Sommersemester kam ein Artikel über studentisches Engagement gut an. Er zeigte: Die Beweggründe, sich zu engagieren, sind vielfältig. Nicht wenige Studierende kommen zum Beispiel aus einer Arbeiterfamilie und mussten sich ihr Studium erst erkämpfen. Daher versuchen sie jetzt, Schülerinnen und Schüler aus Nichtakademikerhaushalten dabei zu unterstützen, ihren Weg an die Uni zu finden.
Andere waren als junger Mensch schwer krank und wollen sich durch ihr Engagement für kranke Kinder für die Hilfe bedanken und dadurch der Gesellschaft etwas zurückgeben. Auch viele Geflüchtete sind sozial engagiert und helfen den Studierenden in ihrer Heimat mit Zugang zu Wissen oder ihren Landsleuten in Deutschland etwa mit Rechtshilfe beziehungsweise Übersetzungen. Andere setzen sich ehrenamtlich für wohnungslose Menschen ein, geben kostenlos Nachhilfe in Flüchtlingsunterkünften oder kümmern sich neben dem Studium um ihre Großeltern.
„Engagement ist in der akademischen Ausbildung fundamental, weil es ein konstitutiver Bestandteil des Menschen ist, wie wir ihn uns mit einer wissenschaftlichen Ausbildung vorstellen – getrieben von wissenschaftlicher Neugier und Qualität, aber gleichzeitig mit dem Bewusstsein, dass Wissenschaft nicht im luftleeren Raum, sondern in einem gesellschaftlichen und sozialen Kontext stattfindet, für den man auch und gerade in und mit der Wissenschaft Verantwortung übernimmt", sagt LMU-Vizepräsident Professor Oliver Jahraus.
Zum Artikel: Ein Stück weit die Welt verbessern
Ich bin ein großer Fan davon, etwas gemeinsam zu tun und Kräfte zu bündeln. Wir brauchen Leute, die nicht nur reden, sondern machen.Paula Hofmann, Verein Youmocracy
Im Mai bewegte ein Artikel über ein besonderes Studierendenprojekt Leserinnen und Leser: Forschende und Studierende der LMU haben das Schicksal von Kindern der Jüdischen Volksschule in München nachgezeichnet. Ausgangspunkt der Recherche war ein Klassenfoto aus dem Jahr 1937 aus dem Nachlass des Orientalisten und LMU-Professors Karl Süßheim.
Im Laufe des Rechercheprojekts wurde klar: Elf der 47 Mitschülerinnen und Mitschüler seiner Tochter Margot, mit denen sie die Schulbank in der Herzog-Rudolf-Straße gedrückt hat und die auf dem Foto lächelnd, interessiert oder erwartungsvoll in die Kamera schauen, haben es nicht geschafft, ihr Leben zu leben. Sie und ihr Lehrer Ferdinand Kissinger – der Großonkel des späteren US-amerikanischen Außenministers Henry Kissinger – wurden von den Nationalsozialisten ermordet.
Zum Artikel: Spuren des Schicksals: Die Kinder der Jüdischen Volksschule München
Das waren ganz normale Kinder – Kinder wie wir früher. Die schrecklichen Umstände und das, was sie durchmachen mussten, ist für mich sehr bewegend.Derek Lesho, Student
Viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der LMU beteiligen sich regelmäßig an Science Slams und stellen ihre Arbeit locker und unterhaltsam einem breiten Publikum vor. Im Juni berichteten einige in einem Newsroom-Beitrag über ihre Motivation und Erfahrungen. Manchen geht es wie Maren Rothkegel darum, ihr Thema präsenter zu machen. Die Medizinerin beschäftigt sich mit Endometriose. Andere wollen generell Interesse an der Wissenschaft wecken oder gezielt Mädchen auf die Möglichkeit einer wissenschaftlichen Karriere aufmerksam machen.
Für Doktorandinnen und Doktoranden hatte das GraduateCenter der LMU im Sommer einen Science Slam organisiert. Die Teilnehmenden hatten gerade mal 180 Sekunden Zeit, um ihre Forschung vorzustellen. „Wir dachten, dass ein Science Slam ein ideales Trainingsmodell für Promovierende ist", so Florian Kniffka, Organisator des Slams.
Zum Artikel:
Warum slammst du?
Inzwischen hat LMU-Studentin Maren Rothkegel ein Musik-Video über Endometriose veröffentlicht: zum Video "Cycle of Pain"
Wissenschaftskommunikation muss nicht schwer verständlich und akademisch daherkommen, sondern kann auch ein Rap, ein Slam oder ein Tanz sein.Maren Rothkegel, Medizinstudentin und Science-SLam-Gewinnerin
LMU-Physiker Emiliano Cortés entwickelt neue, clevere Materialien, um Energie nachhaltiger zu erzeugen und so fossile Energieträger wie Öl oder Gas zu ersetzen. „Ich hoffe sehr, dass ich mit meiner Arbeit dazu beitragen kann, die globalen Herausforderungen der Klimakrise zu lösen“, sagt der LMU-Physiker.
An der LMU leitet Cortés die Gruppe „Nanomaterials for Energy“. Sie besteht inzwischen aus mehr als zwanzig Personen aus der ganzen Welt, die Gruppe ist auch an den Exzellenzcluster e-Conversion angebunden. Generell dreht sich im Team alles um Nanomaterialien: solche, die sich für nachhaltige und effiziente Energieerzeugung oder -speicherung verwenden lassen, oder um solche, die Lichtenergie nutzen, um bestimmte chemische Reaktionen anzukurbeln.
Manche der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fahnden zum Beispiel nach Materialien, mit denen sich CO2 aus der Atmosphäre entfernen lässt. „Nur weniger Treibhausgase auszustoßen, wird nicht reichen, um den Klimawandel aufzuhalten. Es ist schon zu viel davon in der Atmosphäre“, sagt Cortés.
Berichte im LMU-Newsroom über seine Forschung sorgen stets auch in den englischsprachigen Versionen bei internationalen Lesenden für großes Interesse.
Zum Artikel: Der Lichtfänger
Wir wollen Wasserstoff mit Hilfe von Sonnenlicht produzieren.Prof. Dr. Emiliano Cortés, Professor für Experimentalphysik an der LMU
Zeilen, die haften bleiben: Ein Interview mit Frieder von Ammon, Inhaber des Lehrstuhls für Neuere deutsche Literaturwissenschaft mit Schwerpunkt Literatur des 20. Jahrhunderts und der klassischen Moderne, über Allgegenwart und Zeitlosigkeit von Lyrik, das im Newsroom Ende Juli veröffentlicht wurde, fand in den darauffolgenden Wochen viel Zuspruch. Das lag auch daran, dass sich viele Personen offenbar mithilfe von Suchmaschinen online über Lyrik informieren.
Der Literaturwissenschaftler lädt unter anderem dazu ein, Gedichte von Frauen zu lesen: „Lange Zeit ist der lyrische Kanon ausschließlich von Männern verwaltet worden, und das hat natürlich Spuren hinterlassen. Es gibt hervorragende Gedichte von Frauen auch aus früheren Jahrhunderten, die oft viel zu wenig bekannt sind, weil sie zum Beispiel nicht in Anthologien aufgenommen worden sind. Man muss sich teilweise immer noch auf die Suche nach ihnen machen. Diese Mühe haben sich bisher aber viel zu wenige gemacht. Zum Glück ist das Verhältnis von Lyrikerinnen und Lyrikern in der Gegenwart ausgeglichener. Aber es bleibt viel zu tun.“
Zum Interview: „Gedichte können Leben verändern“
Gedichte können wahnsinnig viel. Sie können Leben verändern, Erkenntnis ermöglichen, Gemeinschaft stiften, geheime Botschaften übermitteln, Machthaber herausfordern, die Köpfe von Gelehrten zum Rauchen bringen, fröhlich gesungen werden.Prof. Dr. Frieder von Ammon, Inhaber des Lehrstuhls für Neuere deutsche Literaturwissenschaft mit Schwerpunkt Literatur des 20. Jahrhunderts und der klassischen Moderne
Am 24. September 2024 war der Spatenstich für den neuen Geocampus in der Schillerstraße. Dort wird zukünftig die geowissenschaftliche Forschung in den fünf Lehr- und Forschungseinheiten Geologie, Paläontologie und Geobiologie, Mineralogie und Petrologie, Kristallographie sowie Geophysik unter einem Dach vereint. Auch die geowissenschaftlichen Staatssammlungen für Mineralogie sowie für Paläontologie und Geologie ziehen in das neue Gebäude.
Ein Novum ist das „Forum der Geowissenschaften“, das die Geowissenschaften hautnah erlebbar machen wird – für Besucher, aber auch für Studierende und Wissenschaftler. Es soll dazu beitragen, hinter die Kulissen der modernen Forschung und des Studiums zu blicken – mit Ausstellungen, interaktiven Workshops, Führungen und Vorträgen.
In einem Interview für den LMU-Newsroom erläuterten die beiden Geowissenschaftler Donald Dingwell und Yan Lavallée die Bedeutung des LMU-Neubaus und sprachen über die globalen Herausforderungen in den Geowissenschaften.
Zum Interview: Geocampus: Innovative Labore, neue Synergien
Die Menschen sollen bei uns auch hinter die Kulissen der Forschung blicken können.Prof. Dr. Donald Dingwell, Direktor des Departments für Geo- und Umweltwissenschaften
Im LMUchemlab von Chemie-Didaktikerin Professorin Silvija Markic machen Schülerinnen und Schüler in einem inklusiven Umfeld erste Erfahrungen mit der Chemie.
Silvija Markic forscht zu sprachlicher Heterogenität und kultureller Vielfalt im Chemieunterricht sowie dem Lernen und Lehren von Fachsprachen in Schule und Universität. Gemeinsam mit ihren Doktoranden, wie Jannis Memmen, betreut sie das LMUchemlab, das Lernlabor des Chemie-Departments. Hier können Schülerinnen und Schüler in einem betreuten Umfeld eigenständig experimentieren – ohne Zeitdruck und auf die individuellen Lernbedürfnisse angepasst.
„Das LMUchemlab hat das Konzept, dass wir alle Schülerinnen und Schüler erreichen möchten. Unabhängig davon, wie gut deren Sprachkompetenz ist, welche kulturellen Hintergründe sie haben oder welchen sozioökonomischen Status“, sagt Silvija Markic.
Das LMUchemlab hat das Konzept, dass wir alle Schülerinnen und Schüler erreichen möchten. Unabhängig davon, wie gut deren Sprachkompetenz ist, welche kulturellen Hintergründe sie haben oder welchen sozioökonomischen Status.Prof. Dr. Silvija Markic, Professorin für Didaktik der Chemie
Was muss passieren, um die globale Erwärmung zu stoppen? An der LMU forschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedener Disziplinen zum Klimawandel und den damit verbundenen Herausforderungen. Anlässlich der Weltklimakonferenz in Baku, die vom 11. bis 22. November stattfand, erläutern sie, was nun nottut – vom Schutz der Korallenriffe bis zur Anpassung an Extremwetterereignisse.
„Ein rascher und massiver Ausbau von Klimaschutzmaßnahmen ist entscheidend, um die Ziele des Pariser Abkommens zu erreichen“, sagt LMU-Geographin Julia Pongratz. „Werden die Länder nicht schnell deutlich ambitionierter, wird die Welt auf einen Temperaturanstieg von 2,6 bis 3,1 °C zusteuern.“
Zum Beitrag: „Es kommt auf uns an“
Die Häufung und Intensität von Extremereignissen zeigen eindrucksvoll auf, dass wir uns auch in Deutschland auf größere und neue Risiken vorbereiten müssen.Ralf Ludwig, Professor für Angewandte Physische Geographie und Umweltmodellierung an der LMU
Zum Ende des Jahres gaben LMU-Forschende Einblicke in Stand und Weiterentwicklung der Künstlichen Intelligenz. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedener Disziplinen erläuterten Chancen und Herausforderungen der Technologie in unterschiedlichen Bereichen.
„Durch Künstliche Intelligenz stehen wir heute am Beginn der 4. Industriellen Revolution – und somit erwartet in den kommenden fünf bis zehn Jahren ein radikaler Wandel unsere gesamte Gesellschaft. Damit wir in dieser rasanten Entwicklung die Kontrolle behalten, ist ein fundamentales, das heißt mathematisches Verständnis von KI-Systemen essenziell", sagt Gitta Kutyniok, Inhaberin des Lehrstuhls für mathematische Grundlagen der Künstlichen Intelligenz.
Zum Artikel: Was KI wirklich kann
Das größte Risiko ist, die Technologie zu verschlafen.Prof. Dr. Stefan Feuerriegel, Leiter des Instituts für Künstliche Intelligenz (KI) im Management
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