Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der LMU forschen zu den Risiken und Herausforderungen, die die globale Erderwärmung mit sich bringt, und suchen nach Möglichkeiten, den Klimawandel zu stoppen und seine Folgen zu handhaben.
Die Menschen greifen durch ihre Lebensweise in den natürlichen Kohlenstoff-Kreislauf auf der Erde ein. Sie verursachen einen zu hohen Ausstoß an Kohlendioxid (CO2) – durch die Verbrennung fossiler Energieträger wie Kohle, Erdöl und Erdgas, industrielle Prozesse und die Art, wie sie das Land nutzen. Das verstärkt den sogenannten Treibhauseffekt, durch den sich die Erde erwärmt und das Klima verändert. An der LMU forschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zum Klimawandel. Sie tragen dazu bei, seine Ursachen und Auswirkungen besser zu verstehen und Antworten auf die damit verbundenen Herausforderungen zu finden.
Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit: Trotz aller Appelle und Vereinbarungen, den Klimawandel zu begrenzen und die Erwärmung der Erde zu stoppen, stößt die Menschheit immer noch zu viel Kohlendioxid aus. Der daraus folgende Anstieg des Meeresspiegels wird zu Grenzen der Anpassung führen.
Ann-Katrin Kaufhold ist Professorin für Staats- und Verwaltungsrecht und leitet zusammen mit Professor Rüdiger Veil die internationale Forschungsgruppe „The Institutional Architecture for a 1.5 °C World“ am Center for Advanced Studies der LMU. Ihr Forschungsinteresse gilt der Frage, welche Institutionen geeignet dafür sind, effektiven Klimaschutz zu betreiben.
„Ich glaube, der springende Punkt ist, dass wir diese Aufgabe nicht einer einzelnen Institution, einer einzelnen Person oder einem einzelnen Sektor übertragen können. Wenn wir über eine gesamtgesellschaftliche Transformation sprechen, und die braucht es, dann müssen wir an allen Stellschrauben drehen. Und das betrifft Institutionen genauso wie den Einzelnen“, sagt Ann-Katrin Kaufhold im Interview.
Ich glaube, der springende Punkt ist, dass wir diese Aufgabe nicht einer einzelnen Institution, einer einzelnen Person oder einem einzelnen Sektor übertragen können. Wenn wir über eine gesamtgesellschaftliche Transformation sprechen, und die braucht es, dann müssen wir an allen Stellschrauben drehen. Und das betrifft Institutionen genauso wie den Einzelnen.
Prof. Dr. Ann-Katrin Kaufhold, Inhaberin des Lehrstuhls für Staats- und Verwaltungsrecht an der LMU
Ist eine ökologische Revolution nötig, um den Klimawandel zu stoppen? „Ich würde der Natur Grundrechte geben, diese aber differenziert ausgestalten“, sagt Jens Kersten, Inhaber des Lehrstuhls für Öffentliches Recht und Verwaltungswissenschaften an der LMU. Der Verfassungsrechtler forscht zu Umwelt und Gesellschaft im Anthropozän – und engagiert sich für die internationale Bewegung für einen besseren Rechtsschutz der Natur.
Der LMU-Jurist würde die Ökologie in die Staatsfundamentalnorm des Art. 20 Abs. 1 des Grundgesetzes aufnehmen, wie er im Interview auf lmu.de erklärt.
Aufforsten, anders anbauen: Die Landnutzung spielt beim Kampf gegen den Klimawandel eine entscheidende Rolle. Julia Pongratz, Inhaberin des Lehrstuhls für Physische Geographie und Landnutzungssysteme an der LMU, untersucht ihre Effekte auf den Kohlenstoffkreislauf.
Die fossilen Emissionen sind seit Mitte des 20. Jahrhunderts das größere Problem in Bezug auf den Klimawandel, aber auch die Landnutzung hat einen substanziellen Anteil an den Treibhausgasemissionen. Bei Kohlendioxid sind das ungefähr 11 Prozent. Wenn man alle Treibhausgase einbezieht, also auch Methan und Lachgas, die durch Viehzucht und Düngung entstehen, liegt der Anteil bei etwa 25 Prozent.
Die Landnutzung ist zugleich wichtig, um CO2 zu binden. So speichern Wälder enorme Mengen an Kohlenstoff und haben daher eine wichtige Funktion als natürliche Kohlenstoffsenken. Solche Senken kann man gezielt vergrößern, zum Beispiel durch Aufforsten. „Das Wissen darüber, wie verschiedene Arten von Vegetation auf die Kohlenstoffbilanz wirken, ist also doppelt relevant geworden: in Bezug auf die Emissionen in die Atmosphäre, aber auch in Bezug auf das Potenzial, der Atmosphäre wieder CO2 zu entnehmen“, sagt Julia Pongratz.
Matthias Garschagen, Inhaber des Lehrstuhls für Anthropogeographie mit dem Schwerpunkt Mensch-Umwelt-Beziehungen am Department Geographie der LMU, weiß, dass der Welt beim Klimawandel nicht mehr viel Zeit zum Handeln bleibt.
Der LMU-Geograph ist einer der Leitautoren des Syntheseberichts des Weltklimarats, der im März 2023 veröffentlicht worden ist. Im Interview auf lmu.de erläutert er, dass die Klimaziele nur noch mit einer drastischen Kehrtwende zu erreichen sind. Matthias Garschagen empfiehlt zudem, zügig auf einen globalen Mechanismus hinzuarbeiten, um mit den unausweichlichen Schäden infolge des Klimawandels umzugehen, die vor allem in ärmeren Ländern entstehen werden.
Extreme Ereignisse wie die Überflutungen im Ahrtal im Sommer, aber auch die Dürren in den letzten Jahren zeigen: Der Klimawandel ist in Deutschland angekommen.
Die Anpassung an seine Folgen ist eine der wichtigsten Herausforderungen für die Zukunft. Umweltsimulationen sind dabei ein wichtiges Werkzeug, um Klimaeffekte und die Auswirkungen von Maßnahmen zu analysieren.
LMU-Geograph Ralf Ludwig, Professor der Lehr- und Forschungseinheit Hydrologie und Fernerkundung am Department für Geographie der LMU, ist Experte für Umweltmodellierung und leitet ein Teilprojekt des neuen EU-Projekts ARSINOE. Ziel von ARSINOE ist es, in neun europäischen Modellregionen innovative Strategien und Werkzeuge für mehr Klimaresilienz zu entwickeln und in möglichst konkrete Maßnahmen umzusetzen.
Wie wirkt sich der Klimawandel auf die Pflanzen aus?
Pflanzen im planetaren Stresstest: Der globale Wandel bringt die Erde an ihre Belastungsgrenze. Im EINSICHTEN-Interview diskutieren die Geographin Marianela Fader und der Biologe Dario Leister, wie sich Natur und Landwirtschaft an veränderte Lebensräume anpassen oder anpassen lassen.
News
Klimawandel verändert Anbau und Erträge schneller als erwartet
Die Landwirtschaft ist nicht nur einer der größten Verursacher des Klimawandels, sondern auch mit am stärksten davon betroffen. Weltweit gehören steigende Temperaturen zu den Hauptfaktoren für Ertragsminderungen. Der Agrarsektor steht daher vor der großen Herausforderung, sich an den Klimawandel anzupassen, um zukünftig die Ernährung zu sichern.
PD Dr. Florian Zabel, Wissenschaftler am Lehrstuhl Hydrologie und Fernerkundung der LMU (inzwischen Universität Basel), berechnet in Simulationsstudien, wie sich der Klimawandel auf die Landwirtschaft auswirken wird, und zeigt auf, welche Anpassungen notwendig sind.
Wie sich der Klimawandel auf Meer und Korallen auswirkt
„Korallenriffe werden auch die ‚Regenwälder der Meere‘ genannt“, sagt Gert Wörheide, Inhaber des Lehrstuhls für Paläontologie und Geobiologie am Department für Geo- und Umweltwissenschaften der LMU. Das Great Barrier Reef in Australien erfährt bereits die sechste Korallenbleiche – und der Lebensraum Tausender Organismen ist dadurch bedroht.
„Während einer Korallenbleiche können die Korallen großflächig absterben und wenn das passiert, fehlt den anderen Organismen die dreidimensionale Struktur, die die Korallen, analog zu den Bäumen im Regenwald, aufbauen. Der Lebensraum wird ihnen genommen und das Korallenriff verarmt in seiner Diversität“, erklärt Professor Wörheide.
Auslöser für die Korallenbleiche ist der Klimawandel und die damit einhergehende Erwärmung der Meere. Dies hat auch für den Menschen weitreichende Folgen.
Energieversorgung und Klimaschutz
News
„Die Energieknappheit jetzt könnte zu einem Zuviel an fossiler Energie später führen“
„Die Energieknappheit jetzt könnte zu einem Zuviel an fossiler Energie später führen“, sagte Ökonomin Karen Pittel in einem Interview Mitte November 2022 über die Zukunft der Energieversorgung und das Weltklima.
Prof. Dr. Karen Pittel ist Professorin für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Energie, Klima und erschöpfbare natürliche Ressourcen an der volkswirtschaftlichen Fakultät der LMU und Leiterin des ifo Zentrums für Energie, Klima und Ressourcen. Sie war Mitglied der Gaspreis-Kommission der Bundesregierung.
Im Interview spricht sie darüber, ob die aktuelle Energiekrise eher Bremse oder Chance für den Klimaschutz ist.